Carbon Capture and Storage (CCS) – Was ist das eigentlich?

CCS (Carbon Capture and Storage) – das steht für Kohlendioxidabscheidung und -Endlagerung. Was bedeutet das genau? In Kraftwerken und Industrieanlagen fällt klimaschädliches CO2 an, das durch CCS aufgefangen und unterirdisch an Land oder unter dem Meeresboden verpresst werden soll. Klingt nach einer guten Idee, oder? Aber halt! Die CO2-Endlagerung gehört zum sogenannten Geo- und Climate-Engineering, einer Art von nachträglichen Reparaturmaßnahmen. Der Haken an dieser Methode ist, dass sie das Klimaproblem nicht an der Wurzel packt. Also ist es wirklich die Lösung, auf die wir setzen sollten?

Warum ist das überhaupt relevant?
Das Klimagas Kohlendioxid – unsichtbar, geruchlos und schwerer als Luft – stellt eine enorme Herausforderung für unsere Umwelt dar.
Das Gas entsteht nicht nur bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas zur Energieerzeugung oder im Verkehr, sondern auch bei der Produktion von Industriegütern. Sogar natürliche Prozesse wie Atmung und Verwesung von organischen Materialien setzen CO2 frei. Diese Tatsache macht die Kontrolle von CO2-Emissionen zu einer enormen Herausforderung für WissenschaftlerInnen und Entscheidungstragende auf der ganzen Welt. Um seine Auswirkungen zu begrenzen, gibt es nun die Idee das Gas in unterirdische Gesteinsschichten zu verpressen.

CO2-Ausstoß in einem Industriegebiet (Canva)

Wie funktioniert das genau?

Zuerst wird das Gas mit unterschiedlichen Verfahren in einer „Gaswäsche” aus dem Gasstrom der Industrieprozesse abgeschieden. Schon dabei entsteht ein sehr hoher Energieaufwand.

Danach wird es komprimiert und zwischengespeichert. Das komprimierte CO2 wird dann per Schiff zum Off-Shore Zwischenlager transportiert. Von hier aus wird es mit Pipelines zur permanenten Lagerung in ein Reservoir mit hohem Druck 1000-3300 Meter unter den Meeresgrund gepumpt. Nach Untersuchungen des GEOMAR Helmholtz-Zentrum in Kiel eigenen sich die porösen Sandsteinformationen im Boden der Nordsee besonders gut für dieses Verfahren, genauso wie ehemalige Erdöllagerstätten.

CO2-Verpressungsprozess (Equinor)

Wo ist der Haken?

CCS ist ein äußerst kontroverses Thema, das immer wieder für hitzige Debatten sorgt. UmweltschützerInnen warnen vor den Auswirkungen, die die Verpressung von Millionen Kubikmetern Kohlendioxid in den Meeresuntergrund auf das natürliche Ökosystem haben könnte. Ein massiver Eingriff, mit möglicherweise verheerenden Konsequenzen.

Doch es geht um noch mehr: Laut einer Studie der renommierten Stanford University in den USA ist es bei der Verpressung von CO2 in den Boden äußerst wahrscheinlich, dass es zu schwachen Erdbeben kommt. Diese können dazu führen, dass die unterirdischen Speicher undicht werden. Dadurch kann das Treibhausgas aus den Lagerstätten entweichen und die Organismen im Meer schädigen. Die Folgen wären Todeszonen in den Meeren, in denen quasi kein Leben mehr möglich ist.

Auch ein kurzfristiger Austritt größerer CO2-Mengen aus unterirdischen Speichern an Land wäre lebensgefährlich, denn ab einer Konzentration von etwa acht bis zehn Prozent in der Atemluft ist das farb- und geruchlose Kohlendioxid tödlich. Es ist schwerer als Luft und könnte sich etwa in Talmulden sammeln. Aber auch, wenn das Klimagas nur sehr langsam wieder austritt und dabei jährlich nur 0,01 Prozent der eingelagerten Menge erreicht, verfehlt die CO2-Speicherung ihr Ziel. Es ist also ein heikles Spiel mit unvorhersehbaren Konsequenzen 

Fazit 

Die Idee, dass Unternehmen ihre Kohlenstoffemissionen durch Abscheidung und Speicherung von CO2 reduzieren können, ist verlockend. Schließlich können sie so weiterhin fossile Brennstoffe nutzen und ihren Betrieb aufrechterhalten, ohne dabei ihr Geschäftsmodell zu ändern oder auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Doch diese scheinbare „Wunderlösung“ kommt mit einem hohen Preis. Während Unternehmen scheinbar unbeschadet weitermachen können, verzögert CCS den notwendigen Übergang zu einer nachhaltigeren Zukunft. Es gibt keine grundlegende Veränderung in der Wirtschaft und im Verhalten, die erforderlich ist, um die Bedrohung durch den Klimawandel zu bewältigen.

Mit CCS werden wir vielleicht in der Lage sein, die Auswirkungen des Klimawandels aufzuschieben, aber um eine dauerhafte Lösung zu finden, müssen wir uns auf eine drastische Veränderung einstellen – auch wenn das bedeutet, dass wir unser Leben und unser Wirtschaftssystem grundlegend verändern müssen.

Wir müssen dringend unser Verhalten ändern. There is no Planet B (Canva)

Wenn du mehr über das spannende Thema CCS erfahren möchtest, dann schau doch mal in unsere neuen Podcastfolgen, in der Max mit unterschiedlichen ExpertInnen auf dem Gebiet spricht.

Weitere Infos zu dem Thema:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage#grundlegende-informationen

https://www.klimareporter.de/lexikon/ccs-technologie

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Ein Text von Mats Heitzmann, Praktikant beim Ocean Summit

Titelbild: Industrieanlagen am Meer (Canva)