Die UN-Dekade für Ozeanwissenschaften: Was ist das eigentlich?
Im Juni 2021 startet die UN Dekade der Ozeanforschung: Für die kommenden zehn Jahre ist es als weltweites Ziel erklärt worden, die Meeresforschung zu stärken, weiteres Wissen zu schaffen und bestehendes Wissen zu bündeln und verfügbar zu machen. Dafür sollen durch die Weltgemeinschaft deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um so in internationaler Zusammenarbeit interdisziplinäre Lösungen für globale Herausforderungen zu erarbeiten. Doch was bedeutet das genau? Und ist das nur für Meereswissenschaftler interessant? Der Ocean Summit Kiel hat für euch die wichtigsten Infos zur UN-Ozeandekade auf einen Blick zusammengestellt:
Was ist die Ozeandekade?
Die Ozeandekade, oder wie sie offiziell heißt, die „UN Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung“ hat vor allem ein vorrangiges Ziel: Innerhalb der kommenden zehn Jahre soll das weltweite Augenmerk auf die Meereswissenschaften gelegt werden und Forschungsgelder gezielt in die ozeanographische Forschung investiert werden. Denn obwohl Fischerei, Tourismus und Welthandel eine äußerst relevante Rolle im Welthandel spielen, fließen weltweit nur knapp 2% der staatlichen Forschungsgelder in die Meereswissenschaften (Global Ocean Science Report). Ein erschreckend geringer Wert und der Ansatzpunkt für die Ozeandekade: Durch gezielte Investitionen in die weitere Erforschung unserer Ozeane soll so die Grundlage geschaffen werden, bestehendes und zukünftiges Wissen zu bündeln und dies dem Zustand der Weltmeere und damit gleichsam der Weltbevölkerung zugutekommen zu lassen. Denn Sicherheit und Wohlbefinden der Menschheit hängen maßgeblich von dem Wissen und der Vorhersagbarkeit unserer Weltmeere ab. Bestrebungen sind dabei auch, die Meeresforschung global gleichmäßiger zu verteilen, indem Gelder in internationale Projekte fließen und so Wissenslücken geschlossen werden.
„The Science We Need For The Ocean We Want“ ist Leitsatz der Ozeandekade
Eng verbunden ist das weltumspannende Projekt übrigens mit den nachhaltigen Zielen der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals, SDGs) die klare Richtlinien für eine nachhaltige Entwicklung in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht darstellen. Was genau die SDGs eigentlich sind, erfahrt hier. Besonders viele Inhalte der Ozeandekade überlappen mit dem Ziel 14 – Leben unter Wasser.
Warum ist die Ozeandekade so wichtig?
Die Weltmeere spielen eine zentrale Rolle in unser aller Leben und das liegt nicht nur daran, dass wir alle gern die Sommerferien am Meer verbringen: Die Weltmeere und ihre Bewohner sind unabdingbar für Welthandel, Tourismus und die Ernährung der Weltbevölkerung. Außerdem ist mehr als 70% der Erdoberfläche von Meere bedeckt, wodurch diese eine zentrale Rolle im Klimasystem der Erde spielen. Globale Herausforderungen, wie Klimawandel, Vermüllung oder Artenschwund, sollten und können folglich nicht vereinzelt oder nur auf nationaler Ebene betrachtet und bearbeitet werden. Im Gegenteil, hier gilt es internationale Handlungsempfehlungen und Leitlinien festzulegen und. Diese auszuarbeiten und umzusetzen wird ebenso Teil der Ozeandekade, wie die gezielte Meeresforschung.
Welche Ziele hat die Ozeandekade?
Ist die Ozeandekade nun eigentlich nur interessant für Wissenschaftler*innen und Politiker*innen? Definitiv nicht finden wir, denn ganz oben auf der Agenda steht, dass die Wissenschaft innerhalb der Ozeandekade nicht isoliert betrachtet werden soll. Stattdessen sollen wirtschaftliche, soziale und ökologische Interessen in den Bemühungen zu einer nachhaltigen Entwicklung vereint und mit einbezogen werden. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat daraus sieben Schlüsselziele für die kommenden zehn Jahre Ozeandekade beschlossen:
- Saubere Weltmeere, in denen Verschmutzungsquellen identifiziert und reduziert oder entfernt wurden
- Ein gesunder und widerstandsfähiger Ozean, dessen Ökosysteme verstanden, geschützt, wieder aufgebaut und nachhaltig verwaltet werden
- Ein produktiver Ozean, der eine nachhaltige Lebensmittelversorgung und Meereswirtschaft ermöglicht
- Vorhersehbare Weltmeere, in denen die Gesellschaft die sich verändernden Bedingungen im Ozean vorhersehen und darauf reagieren kann
- Ein sicherer Ozean, in dem Leben und Lebensgrundlage der Weltbevölkerung vor Gefahren vom Meer geschützt wird
- Zugängliche Meere, mit offenem und gleichberechtigtem Zugang zu Daten, Informationen, Technologien und Innovation
- Ein inspirierender Ozean, in dem die Gesellschaft die Meere in Bezug auf das menschliche Wohlergehen und die nachhaltige Entwicklung versteht und wertschätzt
Infobox SDG 14 - Leben unter Wasser
Das SDG 14 beschäftigt sich mit den Ozeanen und dem vielfältigen Leben darin, das durch den anthropogenen Einfluss bereits stark geschädigt ist. Die Meere und ihre Ressourcen sollen laut dem nachhaltigen Ziel in der Zukunft erhalten und nachhaltig genutzt werden. So ist eines der Ziele bis 2025, dass alle Arten der Meeresverschmutzung, besonders aber Plastikmüll und Eutrophierung erheblich verringert werden sollen. Eutrophierung bedeutet übrigens, dass etwa durch dass Einleiten von Abwässern oder Düngemitteln zu viele Nährstoffe, insbesondere Stickstoff- und Phosphorverbindungen, in die Gewässer gelangen. Ihr wollt mehr über das nachhaltige Ziel 14 lesen? Dann schaut mal hier: www.sdgs.un.org/goals/goal14
Text: Silja Blechschmidt / Praktikantin Ocean Summit Kiel