Kieler Studierende können Meer: Hackathon-Jury kürt innovative Ideen

Am Montag den 27. Juni und Dienstag den 28. Juni war in den Räumen des Anschar Campus so einiges los. Zusammen mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Kiel Marine Science und dem Center for Ocean and Society veranstalteten die Ocean Family und der Ocean Summit den zweiten Hackathon für Studierende. Erfreulicherweise konnte der Hackathon unter dem Motto „Ocean Innovation – Nachhaltige Lösungen für die Meere“ dieses Jahr live und in Präsenz abgehalten werden – auch wenn Corona die Reihen lichtete. Daran teilgenommen haben 26 Studierende der CAU, die in den Seminaren „Politik und Innovation für den Ozean“ bei Professorin Aletta Mondré, „Schutz und Nutzen natürlicher Ressourcen“ bei Professorin Marie-Catherine Riekhof und im Modul „Ocean Sustainability“ der interdisciplinary Marine Master School bei Professor Martin Visbeck (GEOMAR) und Dr. Franziska Werner  grundlegendes Wissen über die Meere, marine Ressourcen und die damit verbundenen zukünftigen Herausforderungen erhalten haben. Während des Semesters haben die Studierenden an ihren nachhaltigen Lösungen für die Meere gearbeitet und  an ersten Ideen getüftelt.

Bevor es zu den Projektvorstellungen beim zweitägigen Hackathon kam, hatten die Projektgruppen am Montag die Zeit sich mit Mentor*innen aus verschiedenen Fachbereichen auszutauschen, ihre Projektideen kurz vorzustellen, Fragen zu stellen  und noch den letzten Input vorm finalen Projekt-Pitch einzuholen.

Insgesamt stellten dann am Dienstag sieben  Gruppen der Jury, bestehend aus Alexander Bach vom MELUND, Julian Retzlaff aus dem Vorstand des BUND SH, Julia Sandmann, Teamleitung Digitale Lehre und Future Skills, Geschäftsbereich Qualitätsentwicklung an der CAU, sowie Sebastian Konitzer aus dem Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) Büro Berlin, ihre spannenden und innovativen Projektideen in kurzen Projekt-Pitches vor. Die Herausforderung war, in nur 10 Minuten die Projektidee als gut geschnürtes Gesamtpaket der Jury vorzustellen und sie dafür zu begeistern.

Besonders überzeugen konnten folgende Projekte: Baltic Offshore Farm, SeaSwap und das Ocean Education Spiel. Die Projektgruppen erhielten Preise, die sie  bei der Weiterentwicklung und Realisierung der Projekte unterstützen sollen. Unter anderem wurden Praktika beim KDM in Brüssel und ein Coaching mit Theresa Incan vergeben, außerdem erhielt eine Gruppe die Zusage für finanzielle und inhaltliche Unterstützung durch Kiel Marine Science. Zusätzlich bot auch der Ocean Summit seine Unterstützung für Projektideen an.

Hier könnt ihr euch nun alle Projektgruppen und ihre Ideen einmal genauer anschauen:

Gruppe 1: Baltic Offshore Farm

Um den Klimawandel, dem damit einhergehenden 1,5°C-Ziel, dem Verlust der Biodiversität und der Eutrophierung der Ostsee durch intensive Düngung landwirtschaftlicher Flächen entgegenzuwirken, haben Frederike Enders, Michael Hinz, Josefine Nicolai, Julia Nicolai und Maximilian Zimmermann die Projketidee „Baltic Offshore Farm“ entwickelt.

Netzstrukturen aus Seilen, die mit Bojen und Ankern zwischen den Flächen von Offshore-Windparkanlagen aufgebaut werden, sollen als Ansiedlungsfläche für Algen dienen und somit im Offshore-Bereich eine doppelte Raumnutzung ermöglichen. Ein Netz mit Seitenflächen von jeweils 50 m und mit 25 Längs- und Querstreben auf zwei Ebenen bietet 5400 m Seilfläche für die Anzucht der Makroorganismen. Während ihrer Wachstumszeit nehmen diese Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aus der Ostsee auf und geben Sauerstoff ab. Die entstehende Biomasse kann bis zu viermal im Jahr geerntet und regional in Biogasanlagen als Cosubstrat verwendet werden. Zusätzlich können Landwirte das bei der Vergärung entstehende Gärsubstrat als Wirtschaftsdünger ausbringen. Als Pilotprojekt dient der Offshore-Windpark Arcadis Ost 1 vor Rügen.

Eine der Finanzierungsmöglichkeiten für das Projekt wäre eine von Wissenschaftlern bereits diskutierte Stickstoffsteuer. So könnten Anteile der zweckungebundenen Steuer für den Kauf von Seilen, der Auszahlung von Arbeits- und Geräte- und weiteren anfallenden Kosten gedeckt werden.

Gruppe 2: VR-Brille

Dass eine Verhaltensänderung in der Gesellschaft in die Wege geleitet werden muss, um die Meere zu schützen, hat die zweite Gruppe erkannt. Mit einer VR (Virtual Reality) Brille wollen sie an Schulen gehen und Lernmodule zeigen. Durch Quizzes und visuelle Darstellungen von Meeres- und Strandverschmutzung durch Plastikmüll wollen sie Schüler*innen den Schutz der Meere näher bringen. Die Gruppe besuchte bereits Schulen, um ihre Idee auszutesten und das Projekt wurde von den Schüler*innen gut aufgefasst.

Gruppe 3: SeaSwap

Das SeaSwap Team (Jasmina Bajramovic, Emma Dittler, Lasse Jordt, Patrik Pleger, Broder Söhl) möchte alternative Fischprodukte an die Fischbuden in Kiel bringen. Damit greifen sie die Thematik auf, dass die Ozeane und Meere weltweit überfischt sind. Ihre Argumentation gegenüber den Fischbudenbesitzern: Wenn irgendwann kein Fisch mehr da ist, würden die Fischbuden möglicherweise vor dem finanziellen Aus stehen. Mit veganen Alternativprodukten könnte dies verhindert werden. Man müsste schon jetzt die Produkte anbieten, damit sie bekannter werden und von einer breiteren Masse ausprobiert werden kann. Anfang August möchte SeaSwap eine Testwoche an der Kiellinie starten. Die Gruppe sagt selbst: „Nach dem Projekt soll resümiert werden, inwiefern die veganen Alternativen für den Konsumenten attraktiv und wünschenswert sind. Die Idee ist, dass die Fischbudenbesitzer die neuen Produkte auch langfristig in ihr Angebot aufnehmen. Durch unser Projekt soll der Fischkonsum reduziert und gleichzeitig ein ausgewogeneres Angebot geschaffen werden, sodass die Budenbesitzer außerdem auch in mehreren Jahren noch eine solide Grundlage für ihre Geschäfte haben.“

Gruppe 4: ÜberseeN

Die Gruppe von Max Böttcher, Henry Engels, Finn Schulz, Rike von Petersdorf, Jasper Simon, und Julius Schiedat hat die Projektidee „ÜberseeN“ entwickelt. Sie beschäftigen sich mit dem Thema Munition in den Meeren Schleswig-Holsteins. Durch Recherche haben sie die Dringlichkeit des Themas erkannt. „Gleichzeitig ist uns allerdings auch eine Unwissenheit über dieses Thema bei der Mehrheit unserer Bekannten sowie ein zu geringer politischer Wille des Landes und des Bundes aufgefallen“, so die Gruppe.
„ÜberseeN“ soll genau da ansetzen und möchte durch einen dokumentarischen Film Aufmerksamkeit für das Thema generieren. Mit dem Film möchte die Gruppe an Schulen gehen und zusätzlich Vorträge und Workshops für Schüler*innen anbieten.

Gruppe 5: ActivOcean

Das Projekt „ActivOcean“ um Lewin Bargmann hat sich zum Ziel gesetzt, die Art und Weise von Aktivismus im Bereich Meeresschutz, sowie dessen Organisierung zu verbessern und in das 21 Jhd. zu bringen. Es soll den ersten Schritt aktiv zu werden erleichtern. So beschreibt die Gruppe ihre Idee:

„ActivOcean soll ein Netzwerk und Informationszentrum für Aktivist*innen werden. Die Innovation stellt hierbei der ActiNow! Chat dar, welcher interaktiv individualisiert eine Möglichkeit beim Schutz der Meere anzupacken bietet und den Kontakt zwischen diversen Akteur*innen aufbaut. Dies wird ermöglicht durch zwei verschiedene Chatbots, welche auf Aktivismus und Präservieren programmiert sind. Der Aktivismus Chat hilft dabei, die richtige Aktivität sowie den rechten Kontakt für die individuelle Brieftasche und den eigenen Zeitplan zu finden.  Hierbei soll es möglich sein zwischen lokalen und überregionalen Projekten wählen zu können. Das Feature zur Präservation stellt ein Umweltrechner dar, welcher dabei helfen soll den eigenen Haushalt oder die eigene Firma umwelt- und ozeanfreundlicher zu gestalten.“

Gruppe 6: Ocean Education Spiel

Die Gruppe „Ocean Education“ ist dabei ein Brettspiel zu entwickeln. Das Projekt soll ermöglichen, dass Kindern durch spaßiges, interaktives und bewusstseinsschaffendes Spielen Meereskunde, Meeresschutz und Nachhaltigkeit näher gebracht wird. Damit dies im jungen Alter schon angewandt werden kann, soll primär Kreativität statt Wissensaneignung gefördert werden. Im Spiel werden derzeitige Gefahren für den Ozean, wie Erwärmung, Müllbelastung und Versauerung als Krankheit beschrieben. Die Kinder haben also die Aufgabe den Ozean wieder gesund zu machen. Dies wird durch das Lösen von verschiedensten Aufgaben, die sich mit der ökologischen Säule der Nachhaltigkeit beschäftigen, möglich. Das Spiel soll einmal für eine jüngere Zielgruppe  (ab 6 Jahren) und einmal für eine etwas ältere Gruppe (ab 8 oder 10 Jahren) konzipiert werden.

Gruppe 7: Sustainable Business

Die Gruppe „Sustainable Business“ hat sich mit dem Gedanken beschäftigt, wie junge, neue Firmen nachhaltig werden können und wie die „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen, vor allem SDG 14 „Leben unter Wasser“, mehr beachtet und in Firmenkonzepten mit eingebaut werden können. Die Idee ist, dass es eine Beratung für junge Unternehmen gibt, die ihnen bei der Umsetzung hilft, da es eine Wissens- und Kommunikationslücke gibt, die überbrückt werden muss, und zugleich die Angst vor Profitverlust genommen werden soll. Nachhaltigkeit soll sich lohnen.