Krass, krasser, Seegras – 5 Fakten zur Allrounder-Pflanze aus dem Meer

Was soll hier krass sein? Die grünen Halme, die an den Strand angespült werden, sind keine Algen, sondern Gräser von teils riesigen Seegraswiesen. Diese kommen auch in der Ostsee häufig vor. Doch was genau sind die Potentiale der Pflanze und warum ist sie so schützenswert?

Auf Instagram haben wir in der Woche vom  5. bis 11. September 2022 täglich einen Fakt über die erstaunlichen Eigenschaften von Seegras (Zostera marina) enthüllt. Hier gibt es nun einen übersichtlichen Beitrag, damit ihr alle Infos nochmal nachlesen könnt. Viel Spaß!

Regenwälder, ja – Seegraswiesen, unbedingt! Durch seine hohen CO2-Speicherkapazitäten bietet Seegras ein großes Potential für den Klimaschutz. Es speichert pro Quadratmeter sogar 30 bis 50 mal so viel CO2 wie Waldgebiete an Land. Leider wird dieses Potential noch ungenügend genutzt, da es vergleichsweise wenig Seegras auf der Welt gibt. Jedoch existieren Projekte, welche die Anpflanzung von Seegras fördern, wozu ihr euch beispielsweise bei SeaStore informieren könnt, von denen auch die Zahlen zu diesem Fakt stammen.

Das perfekte Zuhause – Schutz vor Wellengang, genug Sauerstoff, Versteckmöglichkeiten und Nahrungsversorgung. Kein Zufall, dass Seegraswiesen super für die Biodiversität sind. Fischen dienen Seegraswiesen als Schutz und Brutstätte für ihre Nachkommen. Aber auch andere Tiere wie Krebse, Würmer, Muscheln und Seeigel fühlen sich hier wohl. Überraschenderweise wird das Seegras nur von wenigen Tieren gefressen. Ringelgänse und Pfeifenten bedienen sich im Herbst von den angespülten Halmen. Meereslebewesen ernähren sich hingegen nicht von der Pflanze an sich, sondern von kleinen Algen, die an den Gräsern wachsen. Mehr hierzu lesen könnt ihr auf den Pflanzenportrait-Seiten des BUND und des NABU.

Treibsel mit Superpotenzialen? Von einigen Strandbesucher*innen werden die angespülten Gräser als unansehnlich empfunden. Aber anstatt das sogenannte Treibsel kostenaufwendig zu entsorgen, kann es als wertvolle und vielfältige Ressource eingesetzt werden. So kann getrocknetes Seegras beispielsweise als nährstoffreicher Dünger, unentflammbarer Dämmstoff und nicht schimmelndes Füllmaterial eingesetzt werden und ist im Gegensatz zu anderen Stoffen kompostierbar. Wenn ihr euch zu den Eigenschaften und Potenzialen des angespülten Seegrases noch weiter schlau machen wollt, könnt ihr euch zum Beispiel die Seiten der Projekte Posima und Rematter anschauen.

Auch im Bereich Küstenschutz ist Seegras ein wahrer Fels in der Brandung. Diese Funktion beginnt bereits Unterwasser: Seegraswiesen mildern den Wellengang und sammeln Sedimente, die den Meeresboden stabilisieren. Eine weitere Folge davon ist, dass von den Küsten weniger Sand und Sediment abgetragen wird, wodurch auf natürliche Weise das Risiko von Überflutungen vermindert wird. Für mehr Infos schaut gerne wieder bei SeaStore vorbei. Zusätzlich zu den genannten Vorteilen kann angeschwemmtes Seegras dafür verwendet werden, Dünen zum Küstenschutz zu errichten. So bildet zum Beispiel in Eckernförde Treibsel das Füllmaterial der Stranddüne.

Außerdem leistet der Alleskönner Seegras auch einen positiven Beitrag zur Wasserqualität. Erstens versorgen Seegraswiesen ihre Umgebung mit Sauerstoff, wovon viele Meereslebewesen profitieren. Zweitens wirkt Seegras der durch den Klimawandel verursachten Versauerung der Meere entgegen. Und zu guter Letzt säubern die Gräser das Meer unter anderem von Schadstoffen und Krankheitserregern.

So viel zu den Potentialen der Allrounder-Pflanze – aber wie sieht es eigentlich hier in der Kieler Förde aus? Dazu befragten wir Philipp Schubert, der Mitbegründer und Meeresbiologe der Forschungstauchgruppe submaris ist. Am Geomar in Kiel beschäftigt er sich außerdem mit der Kartierung von künstennahen Habitaten wie den Seegraswiesen. Er beantwortete uns die Frage, wo in der Kieler Förde sich die größten Seegraswiesen befinden: Ihmzufolge ist die größte Wiese die in der Heikendorfer Bucht. Auch vor dem Falckensteiner Strand gibt es eine große und dichte Wiese und eine weitere befindet sich um die Seebadeanstalt Düsternbrook.

Ein Beitrag von Irma Perizonius, Praktikantin beim Ocean Summit