Meerspektive: Unterwasserfotografin Romina Bayer

Innerhalb der Reihe „Meerspektiven“ stellen wir Euch vielseitige Berufe und Berufungen rund um die Meere vor. Egal ob eine Ausbildung, ein Studium oder ein Quereinstieg den Weg dorthin ermöglichen kann, egal ob große Karriere oder nebenberufliches Engagement, Ehrenamt oder Hauptjob. Wer möchte, findet viele Wege zu Meer. Dazu möchten wir Euch mit unseren Interviews und Infos inspirieren. Im folgenden Interview lernt Ihr die Unterwasserfotografin Romina Bayer kennen. Viel Spaß mit dieser Meerspektive!

Moin Romina, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast mit uns im Rahmen der Berufsreihe Meerspektiven über deinen Beruf zu sprechen. Du bist Unterwasserfotografin. Ich persönlich kenne nur Fotografen, die über Land fotografieren. Wie bist du auf die Idee gekommen mit deiner Kamera abzutauchen?

Nach meinem Masterstudium bin ich durch Zentralamerika gereist und auf dieser Reise eher zufällig auf Utila in Honduras hängen geblieben. Die Insel ist eine echte Tauch-Hochburg. Eigentlich wollte ich nur ein paar Tage bleiben und ein paar Tauchgänge machen- weil die Leute in der Tauchschule aber so toll waren habe ich dann aber einen Tauchkurs nach dem anderen gemacht und konnte die Insel gar nicht mehr verlassen: vom Advanced Open Water bis hin zum Divemaster habe ich mehrere Monate dort verbracht. Da ich schon an Land gerne fotografierte und meine Erlebnisse dokumentierte, habe ich dann auch ziemlich schnell die Kamera mit Unterwasser gebracht (damals noch eine kleine GoPro), um all die atemberaubenden Begegnungen Unterwasser mit meiner Familie und meinen Freunden zu teilen.

 

Wenn wir nun einmal auf deine Anfänge zurückblicken. Hast du dir das Fotografieren selbst beigebracht oder hast du dazu spezifisch ein Studium oder eine Ausbildung abgeschlossen?

Fotografie war für mich seit meiner Jugend ein Hobby. Ich habe keine Ausbildung in dem Bereich abgeschlossen, mir das meiste selber beigebracht und hier und da ein paar Kurse belegt. Als ich anfing zu tauchen musste ich aber feststellen, dass es eine völlig andere Angelegenheit ist Unterwasser zu fotografieren als an Land! Ich habe damals vergeblich nach einem vollumfassenden Kurs gesucht der über ein paar Grundregeln hinaus geht und es war wirklich frustrierend nichts Dergleiches zu finden.

Ich habe mir daraufhin die Unterwasserfotografie selber beigebracht: glücklicherweise lebte ich zu der Zeit in Indonesien und hatte jeden Tag die Möglichkeit mehrere Stunden im Wasser zu verbringen, ansonsten hätte ich es nicht hinbekommen.

Aber genau aus diesem Grund habe ich OceanSnaps gegründet: Ich helfe Tauchern atemberaubende Unterwasserbilder zu erschaffen und habe dafür einen Online Kurs entwickelt “Die Geheimnisse der Unterwasserfotografie” in dem ich mein Wissen weitergebe. Damit es bei anderen nicht so lange dauert wie bei mir ;)

Du wohnst in Köln und das liegt jetzt nicht direkt am Meer. Wenn ich jetzt an die Nord- oder Ostsee denke, die ja zumindest einigermaßen nah sind, dann verbinde ich die beiden Meere nicht gerade mit guter Sicht unter Wasser. Wo genau gehst du denn tauchen, wenn du fotografierst?

Das stimmt, der Rhein bietet da nur suboptimale Bedingungen zum Tauchen ;)

Ich muss zugeben, dass ich kein großer Fan vom Tauchen im Kaltwasser bin. Für die Unterwasserfotografie bevorzuge ich dann eher tropische Destinationen wie Indonesien, die Karibik oder Ägypten. Gute Sichtweiten machen es uns in der Unterwasserfotografie natürlich einfacher- und more enjoyable.

Außerdem liegt Deutschlands größtes Indoortauchbecken Dive4Life ganz in der Nähe von Köln. Da kann man immer mal für ein paar Übungen oder einen Ausrüstungstest reinspringen.

Dein Beruf ist nun wahrlich kein normaler Beruf im klassischen Sinne, wie der eines Lehrers oder einer Lehrerin. Als einen 9 to 5 Job kann man deinen Beruf wahrscheinlich auch nicht bezeichnen. Wie sieht bei dir ein normaler Arbeitstag aus?

Stimmt, 9 to 5 ist es wirklich nicht. Einen “normalen” Arbeitstag gibt es auch nicht wirklich, es ist immer sehr davon abhängig was gerade ansteht. Wenn ich nicht gerade Unterwasser bin bin ich meistens damit beschäftigt mein Wissen mit anderen zu teilen. Ich biete neben meinem Online Kurs auch Einzelcoachings in dem Bereich an und arbeite dafür dann auf 1:1 Basis mit ambitionierten Unterwasserfotografen zusammen. Content Planung und Aufbereitung ist ein weiterer großer Teil meiner Arbeit, und dann steht leider auch öfters viel administrative Arbeit an.

 

Manche könnten sich nun Unterwasserfotografie so vorstellen, dass du abtauchst, fotografierst und die Bilder direkt fertig sind. Was steckt denn aber an Vor- und Nachbereitung hinter deinem Beruf?

Ah, wenn es nur so einfach wäre: einfach auf den Auslöser drücken und fertig…aber dann würde es wahrscheinlich auch nur halb so viel Spaß machen.

Natürlich passiert ein Großteil auf dem Tauchgang selbst.  Vor- und Nachbereitung stellen aber trotzdem wichtige Aspekte in der Unterwasserfotografie dar.

Die Vorbereitung fängt bereits damit an passende Destinationen herauszusuchen, die richtige Saison zu planen und dann natürlich auch die Tauchgänge an sich zu planen. Vor jedem Tauchgang will ich mich so gut es geht über die Bedingungen informieren: wie sieht der Tauchplatz aus, welche Tiere leben dort, gibt es Strömungen die zu berücksichtigen sind? Dementsprechend plane ich welche Art von Fotos ich erschaffen kann, wann die besten Tageszeiten für den Tauchgang sind, welche Ausrüstung zum Einsatz kommt. Unterwasser kann es dann trotzdem oft anders aussehen, als man es geplant hat. Es ist schließlich immernoch das offene Meer, da kann man sich nicht aussuchen wann der Walhai vorbeischwimmen soll. Deswegen ist es wichtig offen zu bleiben, für das was kommt, aber auch geduldig. Wenn ich einmal ein Motiv gefunden habe, das ich fotografieren möchte, kann ich teilweise einen kompletten Tauchgang mit diesem einen Motiv verbringen.

In der Nachbereitung sehe ich alle Bilder durch, wähle diejenigen aus, die ich dann bearbeiten möchte und katalogisiere alle Bilder. Die Bearbeitung der Bilder nimmt tatsächlich sehr viel Zeit in Anspruch. Und dann geht es auch noch in die Auswertung, was ist gut gelaufen, was kann beim nächsten Mal verbessert werden? Nach dem Tauchgang ist vor dem Tauchgang.

Auf deiner Website steht auch viel von Meeresschutz durch Unterwasserfotografie. Wie lassen sich diese beiden Themen für dich unter einen Hut bringen?

Unsere Meere zu schützen ist mein größter Antrieb und war auch der ausschlaggebende Grund warum ich OceanSnaps gegründet habe. Bilder sind eine tolle Art unsere Leidenschaft zu teilen: sie können Geschichten erzählen, Emotionen wecken und Aufmerksamkeit erregen. Als Taucher haben wir Zugang zu dieser unfassbaren Welt von der viele andere noch nicht einmal träumen können. Jeder der schon mal einem Hai oder Rochen von Auge zu Auge begegnet ist weiß wovon ich spreche. Wenn wir es schaffen noch mehr Menschen für unsere Meere zu begeistern, können wir sie auch besser schützen schützen.

Wichtig ist dabei allerdings auch, dass wir uns uns respektvoll dem Meer und den Meereslebewesen gegenüber verhalten- und das kann ich immer wieder nur betonen. Es geht nicht darum ein perfektes Foto zu schießen und auch nicht die Bilder “für jeden Preis” zu erschaffen. Ich sage lieber nein zu einem guten Motiv, wenn ich nicht sicherstellen kann, dass ich nichts kaputt machen, als dass ich riskiere eine Koralle zu zerstören oder das Tier zu belästigen.

Außerdem können Unterwasserfotos auch zum Schutz bestimmter Lebewesen beitragen. So können Wissenschaftler z.B. auf Basis von Fotografien die Migrationsrouten und Populationsbestände von Manta Rochen berechnen. Mantas haben nämlich ein einzigartiges Muster auf ihrer Unterseite, anhand derer man die Individuen bestimmen kann. Das ist so ähnlich wie unser Fingerabdruck. Solche Fotos kann man z.B. bei beim ID Programm von Manta Trust hochladen.

Als Unterwasserfotografen und Taucher sehe ich uns als Botschafter für die Meere. Lasst uns mit unseren Bilder noch mehr Menschen für die Meere begeistern!

 

Du bist jetzt ja schon eine ganze Weile in der Unterwasserfotografie dabei. Hand auf´s Herz. Was war für dich das Interessanteste, was du vor die Linse bekommen hast?

Oh, da fallen mir gleich mehrere Begegnungen ein…muss ich mich wirklich nur für eine entscheiden? Generell finde ich fast alle Lebewesen Unterwasser spannend: von Nacktschnecken über Kraken bis hin zu Rochen!

Meine allerschönste Begegnung Unterwasser war mit einem Hammerhai. Seit Jahren hatte ich davon geträumt mal einen lebendigen Hammerhai Unterwasser zusehen- leider sterben ja jedes Jahr Millionen von Haien durch Menschenhand und es ist gar nicht mehr so selbstverständlich Haie zu finden.

Als es endlich soweit war und ich meinen ersten Hammerhai begegnet bin konnte ich mein Glück kaum fassen! Ich hab angefangen wie ein kleines Kind zu heulen (vor Glück natürlich) und konnte mich den ganzen Tauchgang über nicht mehr beruhigen…der Hai war total entspannt und verbrachte über 20 Minuten mit uns! Das war der schönste Moment meines Lebens! Selbst an der Oberfläche konnte ich mein Glück nicht fassen- mein Tauchguide dachte ich hätte eine Panikattacke- dabei war es eine Glücksattacke. :)

Das “besonderste” Tier das ich aber vor die Linse bekommen habe war der Psychedelische Anglerfisch- eine endemische Spezies von Anglerfischen die sich durch ihre markante Musterung auszeichnet.

Die besten Motive sind aber meistens gar nicht “seltene” oder “besondere” Fische, sondern ganz gewöhnliche die sich aber auf eine interessante Weise verhalten oder in einer besonders guten Position sind. Die Momente die mir am meisten in Erinnerung bleiben sind die, wenn man einen “besonderen Moment” mit einem Tier teilt- z.B. wenn ein Manta dir tief in die Augen schaut oder eine kleiner Putzerfisch dir den ganzen Tauchgang hinterher schwimmt.

 

Und wie gehen die Unterwassertiere eigentlich mit der Kamera um? Tauchende Menschen sehen sie wahrscheinlich häufiger, aber tauchende Menschen mit einer Kamera sehen Fische ja nun nicht alle Tage.

Es kommt immer ganz auf das Tier an. Manche Tiere sind von Natur aus scheu, andere wiederum eher neugierig. Es ist wirklich verrückt, aber wenn man so viel Zeit Unterwasser verbringt merkt man, dass Fische auch verschiedene Charaktere haben.

Wichtig ist es für mich immer geduldig zu sein. Wenn man sich Zeit lässt und dem Tier Zeit gibt sich an einen zu gewöhnen, entspannen sie sich oft- was auch zu schöneren Fotos führt.

 

Ich kann nur erahnen, wie teuer das Equipment ist, was man für gute Unterwasserbilder benötigt. Kameras sind bekanntlich teuer und eine die wasserdicht ist wahrscheinlich noch ein bisschen mehr. Wie könnte ich denn jetzt abtauchen, wenn ich mich erst einmal ausprobieren möchte?

Das stimmt, Unterwasserfototografie ist ein teures Hobby und die Ausrüstung kann schnell mehr Wert sein als ein Kleinwagen…

Es muss aber nicht immer die größte und teuerste Ausrüstung sein! Es gibt richtig gute Kompaktkameras auf dem Markt die auch wunderbare Bilder erschaffen.

Denk immer dran: nicht deine Kamera erschafft die Bilder, sondern du! Du kannst mit einer großen DSLR richtig schlechte Bilder machen- oder mit einer kleinen Kompakten richtig gute- es kommt ganz auf dich an. Lerne lieber deine Kamera zu verstehen und Unterwasser zu bedienen als dir direkt eine größere Kamera zu kaufen.

Gerade wenn du dir noch nicht sicher bist, ob Unterwasserfotografie etwas für dich, würde ich empfehlen dir erstmal eine Kamera auszuleihen. Viele Tauchbasen bieten das mittlerweile an. Sei aber auch gewarnt- meistens ist “das erste Mal” mit einer Unterwasserkamera eher frustrierend- es dauert einfach ein bisschen bis man sich auf die Kamera eingroovt.

Für alle die ein paar Tipps haben möchten, biete ich ein kostenloses Training an, in dem ich 5 Tipps für bessere Unterwasserfotos teile.

Und der wichtigste Rat: Nicht aufgeben!

Und wenn es dann mehr als ein Hobby werden soll. Wie wird man Unterwasserfotograf*in? Muss man etwas Bestimmtes studiert haben oder eine Ausbildung abgeschlossen haben?

So weit ich weiß gibt es noch kein Studium oder Ausbildung für Unterwasserfotografie- vielleicht sollte ich das mal einführen? :D

Es ist tatsächlich nicht der klassische Ausbildungsberuf und ich hätte mir vor paar Jahren auch nie erträumt einmal zu sagen “Ich bin Unterwasserfotografin”.

Wie kommt man da hin? Viel Übung!

In meinem Online Kurs “Die Geheimnisse der Unterwasserfotografie” teile ich mein Wissen und bringe Tauchern alles bei was sie über Unterwasserfotografie wissen müssen um richtig gute Fotos zu erschaffen. Wer Lust hat tiefer in das Thema einzutauchen kann den lade ich herzlich in mein Programm ein.

Wenn du unsere Leser*innen nun noch einmal durch ein ganz kurzes Statement für die Unterwasserfotografie begeistern willst. Was würdest du ihnen mitgeben?

 Unterwasserfotografie ist eine wunderbare Möglichkeit unsere Tauchabenteuer mit anderen zu teilen- und sie hoffentlich so auch für diese magische Welt zu begeistern! Und je mehr Menschen wir von den Meeren begeistern, desto besser können wir sie schützen- also teile deine Leidenschaft fürs Meer mit jedem den du kennst!

Und wenn du Hilfe bei deinen Unterwasserfotos brauchst: kontaktiere mich gerne :)

Komm in mein kostenloses Unterwasserfotografie Training und werde Meeresbotschafter!

Und was am Ende bei raukommt, könnt ihr hier sehen: