Mit Wissenschaft auf den Grund gehen: Erfahrungsbericht Forschungstaucherausbildung Kiel

Moin! Mein Name ist Mats Heitzmann, ich bin 27 Jahre alt und habe in Flensburg Biologie studiert. Dieses Jahr stehe ich vor einer ganz besonderen Herausforderung: Ich nehme an der 55. Forschungstaucher:innen Ausbildung an der CAU in Kiel teil. Ihr wollt wissen, wie es ist, Teil dieses Lehrgangs zu sein? Dann bleibt dran, denn ich werde euch alles über den ersten Block erzählen, in dem wir die Grundausbildung in der Halle durchlaufen haben. 

Bereits seit meiner Kindheit hat mich das Meer in seinen Bann gezogen. Mein Vater war Tauchlehrer und nahm mich regelmäßig mit zum Hallentraining. Der Geruch von Neopren und der ohrenbetäubende Lärm des Kompressors in unserer Werkstatt sind mir noch immer präsent. Später, als Jugendlicher, absolvierte ich meinen ersten Tauchkurs auf Gozo und war von da an nicht mehr zu bremsen.

Das erste Mal Pressluft atmen (Foto: Mats Heitzmann)

Im Laufe meines Biologiestudiums spezialisierte ich mich schnell auf die faszinierende Welt der Meeresbiologie. Besonders begeistert hat mich der nachhaltige Anbau von Makroalgen in Aquakulturen. Im August werde ich nach Göteborg in Schweden gehen, um dort ein Masterstudium in Marine Science zu beginnen. Doch davor habe ich das Glück, die Forschungstaucher:innenausbildung in Kiel zu absolvieren.

Die Nachfrage für diese Ausbildung ist enorm hoch, und in diesem Jahr gab es über 50 Bewerbungen für gerade einmal 12 freie Plätze. Ich befand mich auf der Nachrücker-Liste und musste lange Zeit bangen, bis ich endlich eine Woche vor Ausbildungsbeginn die ersehnte Zusage erhielt. Das Auswahlverfahren umfasste ein Motivationsschreiben, einen Sporttest und eine ärztliche Eignungsuntersuchung.

Tür des Forschungstauchzentrums der CAU Kiel

Die Ausbildung selbst erstreckt sich über zwei intensive Blöcke in Vollzeit die jeweils vier Wochen lang gehen. Die ersten vier Wochen verbrachten wir in der Halle, wo wir eine umfassende Grundausbildung erhielten. Der zweite Block, der im August folgt, führt uns dann auf das Forschungsschiff Littorina und in die Gewässer Dänemarks. Am Ende der Ausbildung steht eine theoretische und praktische Prüfung vor einer strengen Prüfungskommission.

In den ersten Tagen mussten wir zahlreiche Formulare unterzeichnen und organisatorische Fragen klären. Im Tauchlager suchten wir uns dann passende Neoprenanzüge aus und präparierten unsere Bleigurte. Schon bald ging es für uns zum ersten Mal in die Halle, wo wir direkt mit anspruchsvollem Konditionsschwimmen starteten, das uns sofort auf die Probe stellte. 

Bleigurte vorbereiten im Tauchlager (Foto: Mats Heitzmann)

In Kiel ist die Ausbildung für Forschungstaucher:innen geprägt von intensivem Ausdauertraining, da wir später starken physischen Belastungen in der Tiefe standhalten müssen. Eine Grundkondition ist für uns daher von enormer Bedeutung.

Vor dem Konditionsschwimmen trafen wir uns zusätzlich jeden morgen um 7:30 an der Forstbaumschule zum Lauftraining. Trotz der eisigen Morgenstunden im März, wurde uns dank der vielen Anstiege schnell warm.

Lauftraining in der Forstbaumschule: Dehnen mit schönstem Ausblick (Foto: Philip Reinhold)

Zur Grundausbildung gehört neben dem Zeitschwimmen auch das Streckentauchen und Knotenbinden unter Wasser. Ziel ist es in der Prüfung eine Strecke von 50m ohne Flossen und Maske in Apnoe zu tauchen, sowie in 5m Tiefe 3 Knoten zu machen und dabei mindestens 60 Sekunden unter Wasser zu bleiben. Damit das sitzt, übten wir beides täglich und unter erschwerten Bedingungen.

Sicherheit steht bei uns in der Ausbildung immer an erster Stelle, weshalb bei allen Übungen mehrere Sicherungstaucher:innen im Wasser waren.

Das Knoten binden unter Wasser übten wir nicht nur ohne Maske, sondern auch blind. Immer mit dabei: Sicherungstaucher:innen (Foto: Mats Heitzmann)

Zu einer Forschungstaucher:innen Ausbildung gehört neben den praktischen Übungen im Wasser auch ein erheblicher Anteil an Theorie. Dazu zählten tägliche Einheiten zu Themen wie Tauchmedizin und Tauchphysik, wo wir zum Beispiel lernten, warum das Meer Blau ist. Auch Gerätekunde, Arbeitsschutzgesetz und Erste Hilfe standen auf dem Stundenplan.

Theorieunterricht: Hier Tauchmedizin mit Dr. Warninghoff (Foto: Mats Heitzmann)

In den Einsätzen tauchen Forschungstaucher:innen im Gegensatz zu Sporttaucher:innen immer mit Vollgesichtsmaske. Um mit dem Gerät 100% vertraut zu sein, übten wir das An- und Ablegen der Maske bzw. des gesamten Gerätes unter Wasser täglich.

Ablegen des Gerätes mit Halbgesichtsmaske (Foto: Philip Reinhold)

Eine willkommene Abwechslung zu dem harten Trainingsalltag waren die zahlreichen Exkursionen die wir machten. 

Beim Schifffahrtsmedizinisichen Institut der Marine in Kronshagen, machten wir eine Druckammerfahrt auf 50m. Diese Kammern werden z.B. zur Behandlung von Tauchunfällen eingesetzt. 

Gute Stimmung vor der Druckkammerfahrt in Kronshagen (Foto: Mats Heitzmann)

Ein Highlight war auch der Besuch des Tauchteams beim NDR. Hier lernten wir viel über Unterwasserfotografie und Videografie. Diese Skills sind auch für die Dokumentation unserer Arbeit unter Wasser von großer Bedeutung.

Mit dieser Kamera filmt der NDR z.B. den Ostseereport (Foto: Mats Heitzmann)

Hoch explosiv ging es zu bei dem Besuch des Kampfmittelräumdienstes SH. Hier bekamen wir eine theoretische Einführung in die Funktionsweise und Bergung der Kriegsmunitionsrückstände. Das ist auch für uns von großer Bedeutung, da wir bei unseren wissenschaftlichen Untersuchungen unter Wasser mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Blindgänger und andere Munitionsreste stoßen werden. 

Einfach Faustregel, die ich vom Besuch mitgenommen habe: Finger Weg und Fund melden!

Das alles ist Munition, die unter Wasser zu finden ist (Foto: Mats Heitzmann)

Das Finale war das Übungswrack, welches wir am Ende der Ausbildung in Gruppenarbeit vermessen durften.

Ende Juli geht es weiter mit dem zweiten Teil der Ausbildung, wo wir unter anderem 2 Wochen mit dem Forschungsschiff Littorina auf der Ostsee unterwegs sind und uns eine Woche in Gammel Albø (Dänemark) auf die abschließende Prüfung Ende August vorbereiten. 

Die wöchentlichen Storys zur Ausbildung findet ihr wie gewohnt auf unserem Instagram Kanal @Ocean_Summit

Falls ihr Fragen zur Ausbildung habt, schreibt uns gerne eine Nachricht auf Instagram.

Ich hoffe ihr seid im August wieder mit dabei!
Bis dahin immer gut Luft und viele Grüße, Mats.

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Ein Beitrag von Mats Heitzmann (Praktikant beim Ocean Summit)

Titelbild: Philip Reinhold

Weitere Infos:

Ausbildung allgemein: https://www.forschungstauchen-deutschland.de/index.php/de/

Ausbildung in Kiel: https://www.ifg.uni-kiel.de/de/einrichtungen/forschungstauchzentrum