Postkarte aus dem Meer: Grüße vom Ocean Summit Kiel

Moin! Du bist in Kiel oder in Deinem Briefkasten auf eine „Gruß aus dem Meer“–Postkarte des Ocean Summit gestoßen? Nun fragst Du Dich, wie die Antwort auf die Frage der Postkarte(n) lautet? Hier bist Du richtig! PS: Wusstest Du, dass es insgesamt vier Ocean Summit Postkarten gibt, die ein schönes Poster ergeben, wenn man sie richtig zusammenpuzzelt? Ab geht die Post:

… Die Meerwalnuss ist wunderschön, aber auch gefährlich gefräßig. Wie sie dank der Menschen in die Ostsee kam?

Erstmal scheint sie recht unauffällig und durchscheinend, doch wer genau hinsieht, bemerkt, dass die Meerwalnuss, Mnemiopsis leidyi, spektakuläre Lichteffekte in bunten Farben über ihre Rippen glitzern lässt. Das hängt übrigens mit der Fortbewegung der Rippenquallen zusammen, bei der kammartig angeordnete Geißelplättchen koordiniert bewegt werden und bei Sonnenlicht betrachtet bunte Lichtreflexe erzeugen. Erst seit 2006 findet man die Meerwalnuss auch in der Ostsee.

Ursprünglich ist die Rippenqualle an den subtropischen Atlantikküsten von Nord- und Südamerika beheimatet. Allerdings gelangte sie in den 1980er Jahren von dort aus mit dem Ballastwasser von Schiffen zunächst ins Schwarze Meer und dann weiter in andere europäische Meere. Ohne natürliche Fressfeinde kann sie sich hier exponentiell vermehren und wird zum Problem. Die Meerwalnuss frisst Zooplankton, Fisch- und Qualleneier, was die lokalen Bestände massiv unter Druck setzt. Im Schwarzen Meer gelang die Eindämmung der Meerwalnuss durch die Einführung einer weiteren Rippenquallenart, Beroe ovata, die Jagd auf die Meerwalmuss macht. Also auch in Hinsicht auf ihre Auswirkungen auf marine Ökosysteme ist die Meerwalnuss alles andere als unscheinbar.

… Die Seenadel versteckt sich liebend gern in Seegraswiesen – Wiesen, die auch für uns Menschen bedeutend sind. Warum?

Zwischen den biegsamen Halmen des gewöhnlichen Seegrases, Zostera marina, ist die Seenadel gut getarnt und findet Futter und Versteckmöglichkeiten. Aber nicht nur für Seenadeln ist das Seegras von großer Bedeutung. Strukturbildende Seegraswiesen reduzieren die Fließgeschwindigkeit des Wassers und dämpfen Wellenbewegungen. Dadurch kann sich mehr Sediment auf dem Meeresboden ablagern als auf unbewachsenen Flächen.

Das dient zum einem dem Küstenschutz, stellt aber auch eine wichtige Möglichkeit dar Kohlenstoff in natürlichen Systemen zu speichern und so dem voranschreitenden Klimawandel zu begegnen. Einst in der Ostsee weit verbreitet, sind die Bestände der Seegraswiesen unter anderem durch zu hohen Nährstoffeintrag stark zurückgegangen. Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Bemühungen Zostera marina in ehemaligen Besiedlungsgebieten wieder anzupflanzen, denn der Lebensraum der Seenadel ist aus vielen Gründen schützenswert.

Erfahre mehr zum Seegras, zum Beispiel hier >>>

Einfach nur platt? Nö! Die Flunder ist ein Beispiel für die unendlichen Wunder unserer schutzbedürftigen Meere. Warum?

Wer hätte gedacht, dass die Larven der Flunder, Platichthys flesus, in ihren ersten Lebenstagen anderen Fischlarven zum Verwechseln ähnlich sehen und noch gar nicht platt und asymmetrisch sind? Die Metamorphose, bei der ein Auge auf die andere Körperseite wandert und der Fisch seine charakteristische platte Form annimmt, setzt erst bei einer Länge von 7-10mm ein. Von da an gehen die Flunderkinder zum Bodenleben über. Sie tun es dann ihren Eltern gleich und graben sich tagsüber in den Sand ein, während sie nachts auf Beutejagt sind.

Im Gegensatz zur Scholle, bei der sich immer das linke zum rechten Auge bewegt, ist bei der Flunder nicht von vornherein klar auf welcher Körperseite sich das zweidimensionale Plattfischgesicht ausbilden wird. So haben zwei Drittel der Flundern ihr Gesicht auf der rechten Körperseite und ein Drittel auf der linken. Scholle und Flunder sind zwar verschiedene Arten, aber dennoch so eng miteinander verwandt, dass sie sich paaren können und man hin und wieder auf Hybride stößt. Wohin wandern die Augen dieser hybriden Plattfische bei der Metamorphose wohl?

… Der Blasentang kann aufrecht im Wasser stehen und ist auch sonst ein wahres Multitalent für Natur und Mensch. Warum?

Der Blasentang, Fucus vesiculosus, nutzt geschickt die Gesetze der Physik und sorgt mit in seinem Vegetationskörper eingelagerten Gasblasen für genug Auftrieb, um aufrecht im Wasser stehen zu können. Da immer im Frühjahr neue Gasblasen gebildet werden kann das Alter des Blasentangs anhand der Anzahl der blasenfreien Abschnitte ermittelt werden. Ähnlich wie die Seegraswiesen stellt auch der Blasentang einen wichtigen Lebensraum für viele Ostseearten dar. Ein großes Exemplar der Braunalge kann gut und gerne 300 Muscheln, Flohkrebse, Schnecken, Würmer, Blättermoostierchen und Krabben beherbergen. Und auch für die Menschen ist der Blasentang wichtig, denn mit seiner festen Verankerung auf dem Meeresgrund leistet er natürlichen Küstenschutz.

Zudem findet der Blasentang Anwendung in der Pharma- und Lebensmittelindustrie und wird seit langer Zeit als Naturheilmittel eingesetzt. Doch die voranschreitende Klimaerwärmung stellt ein Problem für den Blasentang dar, der als kälteliebende Art besonders gut bei Wassertemperaturen von 11.5 – 12.4 °C wächst. Bei höheren Temperaturen hat die Art mit erhöhten Infektionsrisiken und verstärktem Fraß von Algenfressern zu kämpfen. Meeresschutz bedeutet also nicht nur Klimaschutz, sondern Klimaschutz bedeutet auch Meeresschutz.