Talk mit Karin Lochte: Was ist das UN-Meeresschutzabkommen?

In einem kurzen Interview mit Prof. Dr. Karin Lochte  (Video auch hier diekt im Beitrag) aus Kiel, Mitglied des UN-Ozeandekade Komitees in Deutschland, spricht der  Ocean Summit über das so genannte UN-Hochseeabkommen, welches am  4. März 2023 in New York ausverhandelt wurde. Im Gespräch gehen wir folgenden Fragen nach. Dabei gehen wir folgenden Fragen nach:

  • Wie lauten konkrete Ziele und Vorhaben, die das Meeresschutzabkommen mit sich bringt?
  • Warum wird das Abkommen an einigen Stellen sogar als „historisch“ bezeichnet?
  • Wie geht es nun weiter – was sind die nächsten Schritt, um das Abkommen auf den Weg zu bringen?
  • Bevor das Abkommen in Kraft tritt, müssen es 60 Staaten raitifzieren. Welche Hürden könnten der Staatengemeinschaft nun noch begegnen?
  • Wie schätzen Sie persönlich die Chancen und Aussichten des Abkommens ein?
  • Die „Hohe See“ scheint sehr abstrakt und für viele Menschen in der Tat sehr weit weg, warum betrifft uns das Abkommen dennoch?
  • Inwiefern könnte das hochkomplexe Meeres-Abkommen zwischen Nationalstaaten auch konkrete Strahlkraft auf unser regionales Handeln haben, z.B. hier an unseren heimischen Küsten?

Ergänzend dazu fassen wir Euch noch ein paar Kurz-Infos zusammen:

DER NAME: Offiziell heißt das Abkommen „Hochseeabkommen“ (High Seas Treaty). In den Medien wird darüber hinaus unter anderem gesprochen von „BBNJ“ (Biodiversity beyond national legislation), „UN-Vertrag zum Meeresschutz“, „Abkommen zum Schutz der Meere“, „UN-Meeresschutzabkommen“, „UN-Vertrag zum Meeresschutz“… Wir nutzen im Ocean Summit Team gerade vor allem den Begriff Meeresschutzabkommen – weil er seine Ziele wie Potentiale besser beschreibt.

HISTORISCH! „Es braucht einen sehr langen Atem, um ein internationales Abkommen abschließen zu können, deswegen ist dieses Hochseeabkommen historisch und wir hoffen alle, dass es einen Fortschritt gibt für die Meere außerhalb des Hoheitsgebiets“, Prof. Dr, Karin Lochte

Ein Abkommen, ein Meilenstein: Auch wenn es für viele von uns vorkam, als sei das Abkommen quasi über Nacht entstanden, das Gegenteil ist der Fall: Dem am 4. März 2023 in New York verabschiedeten Vertragstext zum UN Hochseeabkommen stand eine mehrJÄHRIGE UN-Konferenz und 15-jährige Vorlaufzeit bevor. Um so hoffnungsvoller stimmt seine Verabschiedung, denn es ist der erste völkerrechtlich bindende Vertrag zum Meereesschutz. Nun steht seine Ratifizierung in den einzelnen Mitgliedstaaten bevor.

GESTATTEN, EIN RIESE: Die „Hohe See“, klingt halt irgendwie wie „Ostsee“ oder „Plöner See“… Was dieser Begriff kaum auszudrücken vermag, ist jedoch die unvorstellbar gigantische Dimension, die sich hinter ihm verbirgt: Sprechen wir von der Hohen See, sprechen wir von ZWEI DRITTEL der Ozeane. Zur Hochsee gehören die Teile der Ozeane die sich mehr als 200 Seemeilen (ca. 370 Kilometer) weg von einer Küste befinden. Sie galt bisher als quasi rechtsfreier Raum. Für nutzende Nationen bestand die „Freiheit der Hohen See“, also quasi freie Fahrt für Fischerei, Forschung, Tiefseebergbau …

DAS GROßE ZIEL IN KURZ: Schutz der Biodiversität der Hochsee! Nach in Kraft treten der Konvention sollen, auf Initiative der Nationalstaaten hin, immer mehr und mehr Schutzgebiete ausgewiesen werden. Gesamtziel sind: 30 Prozent!

Mehr zu unserem Netzwerkpartner, dem deutschen Komitee der UN-Ozeandekade findet Ihr auf: www.ozeandekade.de

Grundlegendes zum Hochseeabkommen bzw. „BBNJ“ findet Ihr hier: www.un.org/bbnj

Über Karin Lochte:
Prof. Dr. Dr.h.c. Karin Lochte studierte an der Universität Hannover (Biologie, Chemie und Philosophie, Staatsexamen für Höheres Lehramt) und an der University of North Wales UK (Meeresbiologie, MSc, PhD). Ihre Forschung umfasste Themen des Kohlenstoff- und Stickstoffkreislaufs im Meer, Tiefsee- und Polarforschung sowie Rolle des Ozeans in der Klimaregulierung.

Sie forschte am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, am GEOMAR Kiel, am Leibniz Institut für Ostseeforschung Rostock und war Professorin an den Universitäten Rostock, Kiel und Bremen.

Karin Lochte leitete zehn Jahre lang das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Sie war Mitglied vieler Gremien, (u.a. Wissenschaftsrat, Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen, Vorsitzende der DFG Senatskommission für Ozeanographie, Vice-Chair International Geosphere-Biosphere Programme, Vice-Chair Scientific Commission for Antarctic Research, Senat der Leibniz Gemeinschaft).

Zurzeit ist sie u.a. Vorsitzende der Trilateralen Wattenmeer Kommission, Mitglied des nationalen Komitees der UN-Ozeandekade und zentrale Ombudsperson der Helmholtz Gemeinschaft.