Klick-Tipp: Helden der Meere Podcast von Chris Weigand

Edit Januar 2021: Seit diesem Januar wird der Christian Weigands Podcast neu aufgelegt und erscheint ab dann direkt unter dem Titel „Helden der Meere“ Podcast. Dieser soll weiterhin die Faszination und Begeisterung für das Meer und seine Bewohner vermitteln. Durch abenteuerliche Gesprächspartner sollen die Meere für den Zuhörer*innen erlebbar werden. Im Vordergrund steht die Unterhaltung – also spannende Geschichten von den Meeren, um möglichst viele Leute zu erreichen und begeistern, dennoch wird unweigerlich und bewusst auch der Meeresschutz ein fester Bestandteil der Gespräche bleiben.

Meereslauscher*innen aufgepasst: Ocean Summit Partner Chris Weigand von Blue Awareness bringt seit 2018 Hörenswertes heraus! In „Blue Awareness – der Podcast für die Helden Meere“ trifft Umwelt-Ökonom und Surfer Chris spannende Menschen, die sich auf unterschiedliche Arten und Weisen für die Erforschung und den Schutz der Meere einsetzten.  Mittlerweile sind 13 Episoden erschienen und nun feiert Chris sogar zweijährigen Podcast-Geburtstag, denn heute vor genau zwei Jahren, am 14. Dezember 2018, erschien die erste Folge namens „Marine Education“ mit Kevin O´Farrell.

Für den Ocean Summit hat BUND-SH FÖJlerin Johanna Hagenbucher in zwei „Blue Awareness“-Folgen ganz besonders aufmerksam rein gehört und berichtet Euch hier darüber ausführlich. Ihr könnt die Folgen natürlich auch direkt anklicken und selbst hören:

Blue Awareness-Podcast Episode 12: Wal, Hai und Aal – Forschungstaucher Uli Kunz“

In der Podcast Folge vom 04.12.2020 von „Blue Awareness“ mit dem Forschungstaucher Uli Kunz, geht es um die einzigartigen Erlebnisse, die er in seinem Beruf erfahren hat, um faszinierende Meeresbewohner sowie um die Veränderungen durch den Klimawandel, die man auch jetzt schon beobachten kann und die noch auf uns zu kommen.

Angst habe Kunz bei seinen Tauchgängen bisher noch keine gehabt. Auch nicht, als er sich inmitten eines riesigen Heringsschwarms befand und zwei Meter neben ihm plötzlich ein Hering verschlingender Buckelwal auftauchte. Oder als er im vom Laich der Zackenbarsche getrübten Wasser von einem plötzlich auftauchenden Walhai gestoßen wurde, der gerade dabei war, das Plankton zu fressen. Bis auf einem blauen Fleck sei ihm nichts passiert, daher würde er so etwas immer wieder tun. Solche Begegnungen mit diesen faszinierenden Tieren genieße er sehr.

Auch in der Ostsee unternimmt Uli Kunz Tauchgänge. Hier entdeckt man zwar eher selten neuartige Tiere, dennoch fände man manchmal auch andere interessante Dinge, wie zum Beispiel bei einem seiner letzten Touren. Zusammen mit dem WWF war er auf der Suche nach Geisternetzen, dabei fanden Kunz und seine Submaris-Kollegen eine Enigma-Chiffriermaschine aus dem zweiten Weltkrieg, die sich im Netzt verfangen hatte.

Du kannst nicht mit 100 Km/h auf ‘ne Mauer zufahren und einen Meter vorher die Handbremse ziehen und sagen joa, es passiert schon nichts

Kunz findet,  es gäbe viele faszinierende Tiere, die häufig unbeachtet blieben. Wie zum Beispiel Plankton, das mikroskopisch klein ist aber mit langen Krallen, Giftstacheln oder Tentakeln sehr interessant aussähe. Seinen Lieblingsfisch beschreibt Uli Kunz  als „ein Tier, das widerlicher nicht sein könnte“: Der Schleim Aal. Dieser hat statt einem Kiefer Hornplatten an den Seiten und Tentakel um seinem Maul, außerdem ist er rosa, hat keine Augen und wehrt sich bei Gefahr mit einer zähflüssigen Schleimmasse. Angreifer wie Haie lassen dann sofort von ihm los, da sein Schleim ihnen die Kiemen verstopfen würde. Nur Säugetieren kann sein Schleim nichts anhaben, wie unter Anderem Schweinswalen, die sich in einigen Gebieten mit Schleim Aalen den Bauch voll schlagen.

Für Kunz sei jeder Tauchgang eine Überraschung und extrem spannend. Am tiefsten war er bisher vor Namibia mit 130 Metern, in der YAGO vom GEOMAR Kiel. Je tiefer man in die Tiefsee eintauche, desto seltener werden die Tiere, allerdings auch umso bizarrer und verrückter. Hier müsse man etwas länger suchen um auf Tiere zu stoßen, als im Flachwasser, wo die Biomasse viel höher ist. Dennoch sei die Tiefsee ein hochspannender Ort, in dem man immer wieder neue Arten entdeckt und der auch für uns Menschen extrem wichtig ist, da viel CO² dort hinab sinkt.

In den letzten 25 Jahren habe sich einiges verändert, zum Beispiel war das Vorkommen von Aalen und Dorschen damals noch viel häufiger als heute, erzählt Kunz. Oder als Kunz 2005 mit Forscher*innen des Alfred-Wegener-Institut in die Arktis fuhr, war der Fjord dort noch komplett zugefroren, das ist seitdem nicht mehr passiert, da die Arktis sich um vier bis fünf Grad Celsius erwärmt hat. Uli Kunz sagt, das ganze „stellt unsere komplette Gesellschaft und unsere gesamte Menschheit in Frage“. Doch eine Lösung hat er dafür auch nicht, denn er befürchtet, dass sich nicht viel verändern wird, weil wir uns nicht ändern wollten.

„Wir sollen jetzt was machen, was in 50 Jahren irgendwie eine Auswirkung hat? Wie bescheuert ist das denn. Da geh ich mir doch jetzt gleich nochmal ein Steak holen und setzt mich in den Flieger nach Mallorca.“, beschreibt Uli Kunz kritisch die Denkweise vieler Menschen. Doch er glaubt auch, dass das Leben immer einen Weg findet – mit, oder eben ohne uns, und das findet er sehr beruhigend.

Hier geht es zur gesamten Blue Awareness-Podcastreihe >>>

Blue Awareness-Episode 11 „Überfischung: Kriminell und unlogisch“

In der Blue Awareness-Folge „Überfischung: Kriminell und unlogisch“ mit der Meeresökologin Dr. Cornelia E. Nauen von Mundus Maris vom 20.11.2020, geht es um die Folgen der Fischerei, wie man dagegen vorgehen könnte sowie um kriminelle Machenschaften der industriellen Fischerei. Nauen berichtet, dass weit mehr als ein Drittel der Fischbestände überfischt seien. Sogar in der EU, wie zum Beispiel im Mittelmeer oder im Schwarzen Meer, sind 87 Prozent der Bestände in einem überfischten Zustand. Das liege daran, dass viel zu viele junge Fische dem Meer entnommen würden, bevor sie überhaupt die Möglichkeit hatten, sich fortzupflanzen. Laut Nauen ist das „eine große biologische und ökonomische Verschwendung.“ Denn mit sehr hohem Aufwand, wird immer weniger gefischt. Wenn man eine Zeit lang weniger rausfahren und weniger Jungfische fangen würde, so dass die Bestände sich erholen können, würde der Zuwachs um etwa 50 Prozent steigen. Das seien Millionen Tonnen, die mehr gefischt werden könnten.

>> In der Fischerei ist weniger mehr. << Dr. Cornelia E. Nauen

Dr. Nauen beschreibt die Lage des weiteren wie folgt: In den letzten Jahren ist der Bestand von Dorschen immer weiter zurückgegangen. Die Wissenschaftler*innen des GEOMAR in Kiel sagten 2017/1018, die Fischer sollten sie erst einmal in Ruhe lassen, wenn sie sich ein bisschen erholt haben, wäre damit die Fischerei von Dorschen für zwei bis vier Jahre gesichert. Doch dieser Empfehlung wurde nicht nachgegangen. Auch der Hering sei überfischt, dieser dient als Nahrung für Dorsche, die nun zunehmend Hunger leiden müssen. Nun seien die Bestände von Dorschen und auch Heringen in einem sehr kritischen Zustand.

Jetzt haben sogar die kleinen Fischer mit den Wissenschaftler*innen zusammen einen Alarmruf ausgegeben, da sie auf ihren Fahrten kaum noch Jungfische sehen konnten. Im Grunde dürfe man ein bis zwei Jahre gar keine Dorsche mehr fangen, dann habe der Bestand sich wieder etwas erholt. Doch, wovon sollen die Fischer dann leben? Nauen meint: „Der Punkt ist, das ist jetzt die Rechnung. Diese Rechnung muss bezahlt werden. Man kann nicht immer nur auf Pump leben.“ Doch die Denkweise, dass Fischer nicht mehr leben könnten, wenn man ihnen für ein zwei Jahre das Fangen von Dorschen untersagen würde, sei ohnehin „falsche Logik“. Denn, wenn diese jetzt einfach so weitermachten wie bisher, würde es bald gar nichts mehr geben.

„Bei den Dorschen gibt es nur noch einen Jahrgang und wenn wir den verlieren, ist einfach Ende der Fahnenstange“, erklärt sie. Das bedeutete aber auch nicht zwangsläufig, dass die komplette Fischerei eingestellt werden müsste. Schon 20 bis 30 Prozent Reduktion würde zu einer langsamen Erholung der Bestände führen. Fischer, die dadurch Einbußen in Kauf nehmen müssen, könnten beispielsweise durch Überbrückungskredite oder andere Maßnahmen entschädigt werden. Da immer wieder die Frage aufkäme, „Was kann ich denn noch essen?“, wollte Nauen herausfinden, welche Fischgeschäfte sie empfehlen könne, also wer gute Auszeichnungen hat und sich an die gesetzlichen Regeln hält. Zu ihrem Entsetzen mussten Neuen feststellen, dass dies auf kein einziges Geschäft zutraf.

Bei Großhändlern würden häufig Kontrollen durchgeführt, während das bei Einzelhändlern nicht der Fall ist. So trafen sie in einigen Läden auf kistenweise Jungfische oder sogar auf Fische aus illegalen Fängen. Der Anteil illegaler Ware, die in keiner Statistik auftaucht, verfälscht und erschwert die Bestandsschätzungen, da diese nur auf offiziellen Zahlen beruhten. Jedes Jahr würden zwischen neun und 20 Millionen Tonnen Fisch illegal gefangen. Vor allem an großen Häfen, an denen viel Bewegung stattfindet und die nur eine schwache Überwachung haben, findet häufig „Fischwäsche“ statt, da es dort nicht so sehr auffällt, wenn irgendwo noch ein paar Kisten oder ein Container dazugestellt wird. Das Ganze sei häufig auch noch mit anderen kriminellen Aktionen verbunden, meistens diene die Fischerei sogar nur als Verschleierungstaktik für Menschen,- Waffen- und Drogenhandel. Die Behörden sind unterbesetzt und haben nicht die Kapazitäten, ausreichend zu kontrollieren.

Bei den Anfängen der von Cornelia E. Nauen mitgegründeten Internetseite „FishBase“, einer Datenbank mit über 35.000 Fischarten, stieß sie allerdings auf einen sehr erfreulichen Kommentar von Zollbeamten, die schrieben, dass sie mit Hilfe dieser Seite einen großen Betrugsfall aufdecken konnten. Fische zur Untersuchung in ein Labor zu schicken ist eher ungünstig, da Fische schnell verderben. Durch diese Datenbank konnten sie aber die Herkunftsgebiete der Fische mit den angeblichen Fanggebieten der Fischer vergleichen und da diese nicht übereinstimmten, hatten sie ein Kriterium, um zu kontrollieren. Dadurch konnten sie einen riesigen Betrugsring ausnehmen und 10 Millionen Euro Strafe kassieren. Die Staaten gäben jährlich 22 Milliarden Subventionen für Fischer aus, um ein System aufrecht zu erhalten, dass so überhaupt nicht funktioniere, damit weiterhin Bestände befischt werden können, die schon komplett kaputt gefischt seien. Würden diese Subventionen aufhören, würde ein Großteil der internationalen Fangflotten sofort aufhören, weile es sich nicht rechnet. „Die können nur um die halbe Welt fahren, weil sie ihren Sprit subventioniert bekommen“, sagt Nauen.  Das Ganze sei also auch noch klimaschädlich und insgesamt einfach nur absurd.

Auch die handwerklichen Fischer, die viel nachhaltiger und weniger zerstörerisch fischen, litten darunter, weil die industriellen Fangflotten ihnen alles weg fische. In Entwicklungsländern sei das noch schlimmer, da die Fangflotten, die ihnen die Fische vor der Nase wegfangen, nicht mal mehr aus dem eigenen Land kommen, sondern beispielsweise aus China. Während man mit der Förderung der handwerklichen Fischerei schonender produziere und auch noch Arbeitsplätze schaffen würde, arbeiten auf den industriellen Schiffen häufig Sklavenarbeiter aus Entwicklungsländern, denen ihre Pässe weggenommen werden, damit sie sich nicht wehren können – das könnte man laut Nauen schon als „internationale Bandenkriminalität“ beschreiben. Durch Bestechung und Korruption hätten auch andere Fischer Angst, dagegen vorzugehen und diese illegalen Machenschaften zu melden.

Die Welthandelsorganisation habe es bisher noch nicht geschafft, die Subventionen für Schiffe zu streichen, die überführt wurden, illegale Praktiken zu betreiben. Dr. Cornelia E. Nauen betont am Ende jedoch nochmal, dass das natürlich nicht auf alle zuträfe und dass man nicht jeden Fischer als „kriminell“ bezeichnen darf, denn „das wäre sehr am Tor vorbei geschossen“.

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Über Christian Weigand und Blue Awareness

Christian Weigand befasste sich an der Uni Kiel mit der nachhaltigen Entwicklung der Ozeane. Der Umwelt und Ressourcen Ökonom stellte in einer Forschungsarbeit fest, dass wir trotz breitem Bewusstsein den Meeren immer stärker schaden. Daraufhin gründete er den Verein „Blue Awareness“, um seine Mitmenschen zu „Helden der Meere“ zu machen. Immer wieder reist der Geschichtenerzähler an die Küsten, um mit eigenen Augen zu erleben, wie es um die Meere steht. Dort sammelt er Eindrücke über den Zustand der Meere und trifft inspirierende Vorbilder, die täglich für den Schutz unserer Meere kämpfen. Mit mitreißenden Geschichten kommt er zurück nach Deutschland und erzeugt in seinen Vorträgen eine Menge Emotionen, die seine Zuhörer antreiben, ihre eigene Heldenreise zu starten. Auch für den Ocean Summit gab Weigand bereits einen seiner „Helden der Meere“ Vorträge und half uns zudem bei einer Müllsammel-Aktion:

www.blue-awareness.com

Chris Weigand bei einer Müllsammelaktion vom Ocean Summit in Kiel, September 2020.