Eine Pflanze in einer Petrischale, die von zwei Händen in die Kamera gehalten wird.

Meeresklicks: Mitforschen – diese Projekte setzen auf Bürgerwissenschaftler*innen

Let´s share the Meer: Unter dem Titel Meeresklicks stellt euch der Ocean Summit Kiel regelmäßig spannende Klicktipps zum Klima- und Meeresschutz vor, denn das Netz ist voll toller Artikel, Inspirationen, Hören- und Sehenswertem.

Heute erfahrt ihr, wie ihr euch bei wissenschaftlichen Projekten zum Thema Meer und Klima aktiv beteiligen könnt. Bei Bürgerwissenschaft, auch Citizen Science genannt, geht es nämlich genau darum, dass ihr Forscher*innen durch Beobachtungen, Messungen sowie Sammeln oder Auswerten von Daten unterstützt. Wir stellen euch hier einige Projekte vor, bei denen Wissenschaftler*innen auf euch setzen, um das Meer besser zu verstehen.

Ob als Pirat, Detektiv oder Scientist Segler – so geht ihr der Plastikverschmutzung auf den Grund

Gleich mehrere Citizen Science Projekte setzen sich mit dem wichtigen Thema der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll auseinander. In diesen Projekten geht es vor Allem darum, an unterschiedlichen Orten Proben zu sammeln, um die Verschmutzung zu erfassen.

Beim Projekt „Mikroplastikdetektive“ vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven bekommt ihr zum Probensammeln verschiedene Materialien zugeschickt und eine Anleitung, wie ihr Strandabschnitte untersuchen müsst. Habt ihr einen passenden Strand gefunden, füllt ihr nach wissenschaftlichen Kriterien kleine Metallboxen mit Sand von dem Strand und schickt sie zurück an die Forscher*innen. Die Wissenschaftler*innen untersuchen dann eure Proben und tragen alle Plastikteilchen in eine Datenbank ein. Dadurch kann herausgefunden werden, wie groß die Verschmutzung an verschiedenen Orten ist. Außerdem können Hinweise gefunden werden, wie das Plastik an diese Orte gelangt.

Auch beim Projekt „Plastic Pirates“ geht es um die Erfassung von Müllverschmutzung. Hier stehen die Flüsse im Fokus. Als Wissenschaftler*innen untersucht ihr in einer Gruppe, zum Beispiel mit eurer Schulklasse, den Müll in einem Fluss in eurer Nähe. Dabei werdet ihr in Gruppen eingeteilt, um das Problem aus unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen. Diese Fragen sollen zum Beispiel beantwortet werden: Wie viel Müll findet sich am Flussufer und was für unterschiedliche Müllsorten sind das? Wie viel Müll treibt auf dem Fluss und wie groß sind die Müllteile? Wo könnte der Müll herkommen und wie lässt sich der Müll in der Natur verringern? Eure Ergebnisse werden dann auf der Webseite der Aktion eingetragen und von Wissenschaftler*innen analysiert und zusammengefasst. Hier findet ihr die Ergebnisse der letzten Jahre, die mit der Hilfe von über 15.000 Schüler*innen entstanden sind. Und bald geht es auch schon wieder los. Vom 01. Mai bis 30. Juni 2022 ist der nächste Aktionszeitraum, in dem Schulklassen und andere Gruppen mitmachen können. Also auf geht’s, liebe Citizen Scientists!
Übrigens: Seit einigen Jahren begleitet die Kieler Forschungswerkstatt die Plastikpiraten Aktion – schaut dort mal vorbei, um an einem der tollen Forschungs-Angebote  teilzunehmen.

Zwei Jungen mit

Bei der Aktion „Plastic Pirates“ helft ihr mit eurer Klasse oder anderen Gruppe, die Müllverschmutzung an Flüssen zu erforschen. Copyright: © BMBF/Gesine Born

Sich die Plastikverschmutzung IN den Meeren vor Augen zu führen, ist ebenso wichtig. Deshalb machen die Flensburgerinnen Lauren und Caro in ihrem Citizen Science Projekt „weniger ist meer“ genau das. In Zusammenarbeit mit Traditionsseglern setzen sie ihre selbstgebauten Manta Trawls ein, mit denen kleinste Plastikteilchen aus dem Meer gefischt werden können. Die Manta Trawls werden für 30 Minuten hinter einem Schiff hergezogen und filtern dabei die Plastikteile heraus. Die Proben werten die beiden dann in einem Labor auf Helgoland aus. Im Juli 2021 fand der erste Zeitraum für die Aktion statt und auch diesen Sommer haben Lauren und Caro wieder vor, eine Trawl-Woche zu starten. Über die Webseite und den Instagram-Kanal der beiden könnt ihr euch auf dem Laufenden halten. Die Möglichkeit zum segelnden Citizen Sciencetist zu werden, haben im Sommer 2021 übrigens auch unsere beiden Ocean Summit Freunde Rolf und Lars angewandt – was die beiden Segler dabei  erlebt haben, lest ihr hier >>>

BeachExplorer und BalticExplorer: Strandfunde bestimmen und melden

Ihr seid an den Nord- und Ostseestränden unterwegs und stoßt auf einen spannenden Fund, zum Beispiel auf ein unbekanntes Tier oder Spuren, die ihr nicht zuordnen könnt. Jetzt kommt der BeachExplorer im Wattenmeer oder der BalticExplorer an der Ostsee zum Einsatz. Über die Webseite oder die App für Android und iPhones könnt ihr den Fund bestimmen, eine Vielzahl von Bildern und Beschreibungen helfen euch dabei. Ein Bürgerwissenschaftsprojekt werden die Apps dadurch, dass ihr eure Funde auch in die App eintragen und somit melden könnt. Die Funde fließen dann in eine wissenschaftliche Datenbank ein und durch die Angabe von Fundort und weiteren Informationen können so verschiedene Tierarten zum Beispiel überwacht werden. Außerdem können klimabedingte Zuwanderungen von Meeresorganismen, die frühere Verbreitung heute ausgestorbener Arten oder auch das Auftreten eingeschleppter Arten schlaglichtartig festgestellt werden.

Zwei Menschen bestimmen am Strand ihre Funde mit Hilfe der App BeachExplorer

Mit den Apps BeachExplorer und BalticExplorer wird die Bestimmung und Meldung von Strandfunden ganz einfach. Copyright: © BeachExplorer/Kirsten Thiemann

Coastwards: An der Küste Fotos knipsen

Die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf die Küsten sind vielfältig. So stehen sie zum Beispiel durch Hochwasser und Sturmfluten immer mehr unter Druck. Um hierauf reagieren zu können und die Küsten bestmöglich zu schützen, ist es für Wissenschaftler*innen wichtig, über den Zustand  der Küsten überhaupt Bescheid zu wissen. Und ihr könnt sie dabei unterstützen. Coastwards ist ein Projekt der Arbeitsgruppe „Küstengefährdung und Meeresspiegelanstieg“ CRSLR am Geographischen Institut der CAU Kiel. In der Coastwards-App könnt ihr eure Bilder von Küsten aus aller Welt hochladen. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Steilküste oder einen Hafen handelt und ob die Landschaft sandig, felsig oder mit Pflanzen bewachsen ist. Die Fotos landen in einer großen Datenbank, anhand derer Forscher*innen Modelle entwickeln und dann Politiker*innen ihre Empfehlungen zum Thema Küstenschutz und Küstengefährdung geben können. Ihr tragt also dazu bei, dass Menschen Strategien entwickeln können, um auf den Meeresspiegelanstieg zu reagieren. Ihr müsst nur darauf achten, dass auf den Fotos keine Gesichter zu erkennen sind und ihr das Foto wirklich selbst gemacht habt. Auf einer interaktiven Karte auf der Webseite könnt ihr euch auch alle bisher hochgeladenen Fotos anschauen, es sind wirklich Fotos von der ganzes Welt dabei!

Screenshot der Karte, auf der viele Orte markiert sind, an denen Fotos für das Projekt gemacht wurden

Auf der interaktiven Karte könnt ihr euch die Fotos anschauen, die bisher hochgeladen wurden. Copyright: © Coastwards

PlanktonID: Meeresorganismen spielend am Computer identifizieren

Was macht man mit einer riesigen Sammlung von Zooplankton-Bildern, bei der nochmal überprüft werden muss, ob die automatische Erkennung auch richtig sortiert hat? Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel macht ein kleines Spiel draus und drückt es Citizen Scientists in die Hände. Bei dem Spiel PlanktonID müsst ihr euch erstmal mit eurer Email-Adresse und einem Namen anmelden, bevor es losgeht. Dann werden euch 16 Bilder einzelner Organismen angezeigt, von denen ihr die Bilder einer bestimmten Art auswählen müsst. Welche das ist, wird euch auf der rechten Seite mit Beispielbildern und Beschreibungen angezeigt. Das Programm erkennt, ob ihr richtig lagt und ihr bekommt einen Spielerscore und könnt schauen, wie gut anderer Spieler*innen die Bilder erkannt haben. Es macht auf jeden Fall Spaß, sich durch die ganze Bilder zu klicken und zu sehen, wie die kleinen Meeresorganismen aussehen. Und der Forschung hilft es weiter, weil durch die Bestimmung die Verbreitung einzelner Zooplanktongruppen analysiert werden kann, die einen Einfluss auf Klima- und Ökosysteme haben.

Jugend forscht: Für alle jungen Leute, die noch mehr forschen wollen

Wenn euch diese Projekte noch nicht genug sind, ist vielleicht ein eigenes Forschungsprojekt etwas für euch. Jugend forscht bietet die Möglichkeit, dieses innerhalb eines Wettbewerbs umzusetzen. Als Jungforscher*innen könnt euch eine eigene Frage überlegen, die ihr gerne wissenschaftlich beantworten würdet. Wenn ihr eure Forschungsfrage und damit euer Thema festgelegt und eine*n Projektbetreuer*in gefunden habt, könnt ihr euch alleine oder als Projektgruppe anmelden. Alle Teilnehmer*innen nehmen dann am Regionalwettbewerb teil und wer weiß, vielleicht geht es für euch ja noch weiter. Zum Wettbewerb eures ganzes Bundeslandes oder sogar ganz Deutschlands. Im Juli startet schon die nächste Wettbewerbsrunde, bei der ihr mitmachen könnt. Wenn ihr ein Projekt zum Thema „Meer“ machen wollt, seid ihr wahrscheinlich im Arbeitsbereich Biologie genau richtig. Dort findet ihr dann auch Inspiration, was für Themen ihr bearbeiten könntet.

Zwei junge Frauen haben ein Mikroskop in den Händen, schauen in die Kamera

Bei Jugend forscht könnt ihr eigene Forschungsprojekte umsetzen. Copyright: © Stiftung Jugend forscht e. V.

Weitere Citizen Science Projekte finden

Wenn euch noch andere Themengebiete interessieren, zu denen  ihr gerne bei Citizen Science Projekten mitmachen würdet, findet ihr welche bei Bürger schaffen Wissen. Auf der Webseite könnt ihr nach Fachgebieten und Regionen filtern und so die Projekte finden, die am besten zu euch passen.

Außerdem empfehlen wir euch unseren Beitrag zum Projekt „GoJelly“, bei dem ihr mit einer App Quallen in der Ostsee bestimmen und melden könnt, damit die Forschung mehr über das Vorkommen dieser Lebewesen herausfinden kann.

Text: Elias Tetzlaff / Praktikant Ocean Summit