Meeresschutzstadt: Von einer Vision zum Konzept – vom Konzept zur Realität

Seit 2021 beschäftigt sich der Ocean Summit gemeinsam mit seinem Partner*innen damit, was eine Meeresschutzstadt definiert. Zusammen nähern wir uns den Fragen, welche Akteur*innen, Handlunsgfelder, Ziele und Maßnahmen damit verknüpft werden müssen.  Im Folgenden geben wir einen kurzen, zusammenfassenden Einblick über bisherige Aktivitäten und zukünftige Schritte, die das Vorhaben Meeresschutzstadt sowohl in Kiel und Flensburg, als durchaus auch in anderen Städten  Schleswig-Holsteins, vorwärts bewegen sollen.

Im Supermarkt die Schweinswale retten, im Bahnhof was über marine Ökosysteme lernen, sich am Konzertabend in Quallen verlieben. Geht das denn? Zugegeben, wir sind da noch nicht ganz angekommen. Aber wenn aus Städten am Meer echte Meeresschutzstädte werden, sind diese Beispiele nicht aus der Luft gegriffen.

Meeresschutz wird oft zusammengedacht mit dem Auf dem Wasser-Sein oder dem Abtauchen ins Meer. Dabei haben gerade die Menschen in den Städten viele Chancen und Möglichkeiten, das Meer zu schützen. Einiges – der Schutz von Arten und von Lebensräumen im Meer sowie der Klimaschutz – liegt direkt auf der Hand. Aber auch im Tourismus, in der Arbeitswelt, in der Kultur, Bildung und Forschung und in unserer Ernährung gibt es vieles, was Stadtmenschen direkt anpacken können. Das stärkt nicht nur den Meeresschutz sondern auch den sozialen Zusammenhalt.

In Kiel und Flensburg haben die Stadtparlamente bereits 2020 bzw. 2022 beschlossen, sich zu Meeresschutzstädten zu entwickeln. In Lübeck wird darüber nachgedacht und debattiert. Und auch in anderen Städten ist der Meeresschutz präsent. Weltweit gibt es in vielen Städten spannende und inspirierende Beispiele für urbanen Meeresschutz.

Der Ocean Summit wirkt seit 2020 an der Entwicklung einer Strategie für Meeresschutzstädte mit – immer im engen Austausch mit den Menschen vor Ort, mit Stakeholdern, Initiativen, Kulturschaffenden, Unternehmen, Forschenden und vielen mehr. 2023 haben wir die Arbeit für ein Meeresschutzstädte-Konzept intensiviert. In Flensburg und Kiel haben wir in Workshops, die für alle Interessierten offen und kostenfrei waren, eine Zukunftsvision für Meeresschutzstädte und konkrete Maßnahmen entwickelt.

Mit Teilnehmenden aus vielen verschiedenen urbanen Bereichen, darunter u.a. Bildung und Forschung, Kultur und Tourismus, Naturschutz, Wirtschaft und Politik, Arbeit und Wassersport haben wir uns mit verschiedenen Facettes des urbanen Meeresschutzes befasst.

Gestartet sind wir in die Workshops mit einem weiten Blick in die Zukunft, um zusammen ein Bild davon zu entwerfen, was alles möglich ist, wenn Städte den Meeresschutz als Chance und Verantwortung begreifen. Und vor allem, wie sich die Lebensqualität in den Städten damit deutlich verbessern kann.

Die gemeinsam gestaltete Vision umfasst viele verschiedene Aspekte des Stadtlebens. Einige Beispiele: Meeresschutz als Schulfach, Naturstrände in der Stadt, neue nachhaltige Arbeitsplätze im Meeresschutz, meeresfreundliche Schifffahrt, ein fester Platz für den Meeresschutz in Kultur, Tourismus und in öffentlichen Räumen.

Darauf aufsetzend haben wir zusammen gut hundert Maßnahmen zusammengetragen, die Städte auf ihrem Weg zu Meeresschutzstädten konkret umsetzen können. Manche davon kann man unkompliziert und schnell angehen, wie das Meer in öffentlichen Stadträumen sichtbar und erlebbar zu machen.

Manche brauchen mehr Zeit und mehr finanzielle Ressourcen, zum Beispiel Info- und Erlebnispfade am Wasser und die Renaturierung von Lebensräumen im Meer. Und es gibt natürlich Vorhaben, die einen langen Atem brauchen, wie etwa die Verankerung des Meeresschutzes als Schulfach.

Aus allen erarbeiteten Maßnahmen entwickeln wir zurzeit einen Strategievorschlag, den wir ab Mai 2024 in vielfältigen Formen vorstellen werden – um in den Städten lebhafte Debatten anzustoßen, was eine Meeresschutzstadt sein kann und wie sich die Städte in puncto Meeresschutz entwickeln wollen. Dazu planen wir verschiedene partizipative Formate der Bürger*innenbeteiligung, Fachgespräche und kulturelle Veranstaltungen.

Wir freuen uns auf vielfältiges Feedback, Anregungen, Kommentare und Meinungen, die wir 2024 sukzessive in den Strategievorschlag einarbeiten werden.

Das Ziel ist es, im Dezember 2024 ein lebendiges und inspirierendes Konzept für Meeresschutzstädte vorzulegen. Eine Strategie, in die Ideen und Anliegen der Menschen vor Ort fest eingebunden sind, die Lust macht direkt anzupacken, die die Meere schützt und das Leben in den Städten spürbar attraktiver macht.