Johanna Benden
Schriftstellerin, Glückstadt
>>Wenn der kleine Stein ins Wasser fällt, dann kann er Kreise ziehen und die können groß werden, die können richtig weit gehen. (…) Deswegen denke ich, jeder, der das Gefühl hat, etwas ändern zu können, etwas zum Positiven zu drehen, der sollte es tun. <<
Meeresmenschen-Audios
Darum geht´s: Glückstadt, Windenergie, Roman, Selbstwirksamkeit
Hört rein, was Johanna Benden über die Verbindung von Schrifstellerei und Klimaschutz zu erzählen hat:
Meeresmenschen Talk mit Johanna Benden
Was macht Sie als Schriftstellerin zum Meeresmenschen?
Johanna Benden: Eine Sache ist ganz einfach, ich wohne hier direkt am Wasser an der Elbe. Von daher ist die Elbe schon seit meiner Kindheit ein Thema für mich. Ich fühle mich hier sehr wohl und sehr verbunden.
Der nächste Punkt ist, dass ich mir Gedanken mache und in meinen Büchern verarbeite, also z.B. über Nachhaltigkeit und den Erhalt dieser schönen Gegend, in der ich wohne. Das ist mir wichtig und liegt mir am Herzen. Und das findet sich dann eben auch in meinen Geschichten wieder, die ich erzähle.
Welche Themen behandeln Sie in Ihren Büchern?
Wenn ich einen Roman schreibe, dann immer über Themen, über die ich noch nicht so gut Bescheid weiß, die mich aber interessieren. Im ersten Glückstadt Roman ging es beispielsweise um Windenergie. Sie ist bei uns in der Gegend sehr präsent. Man sieht die Windräder überall. Zu dem Zeitpunkt als ich anfing darüber zu recherchieren, ging es der Windenergie relativ schlecht und ich habe nicht verstanden, wie das sein kann, bei den Problemen, die wir haben.
Ich habe mich gefragt, warum Windenergie keinen höheren Stellenwert hat. Je intensiver ich mich damit beschäftigt habe, umso mehr realisierte ich, wie viel Potenzial das Thema hat, nicht nur für einen Roman, der sich gut weglesen lässt, sondern auch für uns Menschen hier und für die Zukunft. Dann habe ich gedacht okay, das muss in die Geschichte rein, das muss relevant sein und das muss Gewicht haben.
Welche Möglichkeiten Reichweite zu erzeugen haben Sie als Autorin?
In erster Linie schreibe ich Bücher, weil es mir Freude macht. Das möchte ich transportieren. Des weiteren möchte ich die Menschen, die meine Romane lesen, glücklich machen und ihnen eine gute Zeit bescheren. Aber das ist eben nicht alles. Ich habe den Wunsch, meine Lesern ein Stück weit auf meine Reise, die ich während des Schreibens und Recherchierens mache, mitzunehmen, Ihnen meine Welt und meine neuen Erkenntnisse zu zeigen.
Ich habe die Hoffnung, dass ich in den Köpfen der Menschen ein Stück weit etwas verändern kann und sie auch zu anderen Erkenntnissen bringen kann. Meine Erfahrung zeigt, dass das wirklich funktioniert, dass sie, nachdem sie ein Buch gelesen haben z.B. sagen „Mensch, das habe ich gar nicht gewusst. Jetzt mache ich das auch anders. So wie die Hauptfigur in dem Roman“.
Foto © Barbara Dombrowski
Was können wir der Klimakrise entgegen halten?
Uns ist allen klar, das mit der Klimakrise, das wird nicht gut ausgehen, wenn wir so weitermachen wie bisher. Die Frage ist, was können wir ändern? Und da ist, denke ich, jeder Einzelne gefragt. Mein Gedanke ist, ich selber habe ja gar nicht so viele Möglichkeiten, ich habe gar nicht so viel Macht. Ich habe gar nicht so viel Energie, etwas zu bewegen.
Aber es kommt darauf an – wenn der kleine Stein ins Wasser fällt, dann kann er Kreise ziehen und die können groß werden, die können richtig weit gehen. Wenn aber erst gar kein Stein ins Wasser fällt, passiert gar nichts. Deswegen denke ich, jeder, der das Gefühl hat, etwas ändern zu können, etwas zum Positiven zu drehen, der sollte es tun. Wir wissen ja in dem Moment, in dem der Stein ins Wasser fällt gar nicht, wie weit sich die Kreise, unsere Reichweite ziehen wird.
Ihr Stein sind ihre Geschichten, richtig?
In meinen Geschichten spreche ich die Themen an, von denen ich das Gefühl habe, das hat Nebel, das hat Auswirkungen. Wobei mir immer wichtig ist, dass das was ich erzähle mit Freude und Spaß verbunden ist.
Schlechte Laune hat man in der aktuellen politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Lage ja schon genug. Wenn man diese Themen dann aber mit positiven Emotionen verbindet, ist es, wie man so schön sagt, leichter bekömmlich. Und wenn einem etwas gut bekommt, ist man motivierter dranzubleiben. Damit können wir wirklich die Kurve kriegen, damit können wir das wirklich schaffen.
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Anmerkung der Redaktion: Das Gespräch wurde aufgezeichnet am 24.06.2024. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview teilweise gekürzt, strukturiert und redigiert.