„Mudroad to Freedom” – eine Fotoausstellung von Ramona Gastl
Der Ocean Summit präsentiert Euch mit „Mudroad to Freedom“ von Ramona Gastl eine neue Online-Fotoausstellung. Ramona ist Dokumentarfilmerin, Fotografin und Storytellerin. Im Jahr 2017 begleitete sie einen Einsatz des Roten Kreuz auf der Vulkaninsel Koro. Diese gehört zum Inselstaat Fidschi und wurde 2016 vom Zyklon „Winston“ stark getroffen. Wir haben mit Ramona über ihre Arbeit gesprochen und zeigen Euch ein Video-Interview. Eine Auswahl ihre Bilder findet ihr zum einen innerhalb dieses Artikels, zum anderen in unserer virtuellen Meeres-Galerie>>>
INTERVIEW MIT RAMONA GASTL
DIE ENTSTEHUNG VON „MUDROAD TO FREEDOM“
Ramona Gastl war auf Weltreise und stoppte kurz vor Ostern 2017 auf Fidschi. Dort lernte sie Shir Sha Ayobi kennen, der als Projektmanager eine Hilfsaktion des Roten Kreuzes leitete. Aus einem Urlaubsaufenthalt und der Reise, um ihren Kurzfilm Illusia zu präsentieren, wurde ein Fotoprojekt: „Mudroad to Freedom“. Eine Bilderserie, die einerseits eine Schiffscrew porträtiert und zeigt, was es bedeutet, ein Hilfsprojekt umzusetzen; andererseits fängt Ramona hier Momente von Gemeinschaft und Leichtigkeit inmitten von Wellblechhütten, intensiv leuchtendem Sternenhimmel und Palmenwald auf Koro ein. Kontraste, die nur umso deutlicher machen, wie viel Stärke in Krisen entfaltet werden kann – und dass diese immer vor allem hier zu finden ist: im Zwischenmenschlichen.
In Ramonas Arbeiten geht es oft um Freiheit in Verbindung mit Einsamkeit. Freiheit ist für sie dabei nicht voll greifbar, sondern drückt sich in vielen Facetten aus – sie ist „eher die Antwort als eine Frage“, die sich ihr in ihren Arbeiten stellt. 2017 in Suva auf Fidschi sagte Shir Sha ihr, der Weg zur Freiheit verlaufe für ihn auf einer „Mudroad“. Shir Sha kommt oftmals zu Projekten, wenn diese festgefahren sind. So auch in diesem Fall: Ein Jahr nach dem Wirbelsturm „Winston“ – dem heftigsten Wirbelsturm, der die Inseln bis dato getroffen hatte – leben immer noch viele Bewohner*innen in behelfsmäßigen Wellblechhütten.
Der Wiederaufbau verläuft langsam, das Trauma des Verlustes von Wohnraum, Menschen und Natur sitzt tief. Eindrücklich ist für Ramona der Anblick der Ruine einer Kirche, die in der Woche vor dem Zyklon fertiggestellt wurde und die nun immer noch halb abgerissen dort steht. Sie führt den Bewohner*innen ihre Verluste täglich vor Augen.
Auf dem Versorgungsschiff war Ramona die einzige Frau an Bord. Sie fuhr in der Kapitänskabine mit – darauf bestand das Team. Ramonas Kamera war der Crew erst fremd und gleichzeitig stellte Ramona fest, dass sich die Crew-Mitglieder ihr gegenüber rasch öffneten und sich bei alltäglichen Aufgaben oder auch Ritualen von ihr fotografieren und begleiten ließen. Zusammen bildeten sie „eine kleine Gemeinschaft auf Zeit“, eine „Osterfamilie“.
Teile der Schiffsbesatzung waren alte Seefahrer, andere waren erst Anfang 20 und das erste Mal auf dem Schiff und zu einem Hilfseinsatz unterwegs. Gemeinsame Rettungsschwimmübungen und Essensrituale, aber auch Herumalbern und Sport schweißten das Team zusammen. Der Arbeitsalltag der an Bord und an Land war vor allem das: Alltag. Ramona beschreibt, dass die Crew wenig mitgenommen von dem gewesen zu sein schien, was sie auf der Insel vorfanden.
Sie selber versuchte, sich durch die Linse ihrer Fotokamera den sehr verschiedenen Realitäten der Bewohner*innen von Koro behutsam anzunähern. Kinder seien meist „sehr losgelöst davon“, beschreibt sie, und da wo sie sind ist „mehr Leben“. Ramona wurde in Hütten eingeladen, hat mit den Bewohner*innen der Inseldörfer gegessen, gelacht und geweint. Nebenbei hat sie hierbei viele kleinere und größere Momente des Zusammenkommens festgehalten, das nach einer Krise entstehen kann. In unserem Interview erzählt die Fotografin davon, wie sie mit offenen Armen empfangen wurde und zu gemeinsamem Essen, Volleyball-Matches und Gesprächsrunden eingeladen wurde. Sie beobachtet, wie sehr die Gemeinschaft einander trägt und stärkt, ist fasziniert von der Schönheit der Umgebung und den Menschen, die sie trifft.
Ramona bei Instagram: www.instagram.com/ramonagastl