Meerspektive: Wissenschaftsautorin Sina Löschke

Innerhalb der Reihe „Meerspektiven“ stellen wir Euch vielseitige Berufe und Berufungen rund um die Meere vor. Egal ob eine Ausbildung, ein Studium oder ein Quereinstieg den Weg dorthin ermöglichen kann, egal ob große Karriere oder nebenberufliches Engagement, Ehrenamt oder Hauptjob. Wer möchte, findet viele Wege zu Meer. Dazu möchten wir Euch mit unseren Interviews und Infos inspirieren. Im folgenden Interview lernt Ihr die Wissenschaftsautorin Sina Löschke  kennen. Viel Spaß mit dieser Meerspektive!

Moin liebe Sina, du bist als Wissenschaftsautorin für den World Ocean Review tätig. Wann und wie hat es sich entwickelt, dass das Dein Traumberuf sein konnte?
Seit meiner Kindheit liebe ich das Meer. Heute wie damals halte ich bei jedem Strandspaziergang Ausschau nach Walen, suche in Prielen nach winzigen Lebewesen aus der Gezeitenzone oder aber untersuche angeschwemmten Blasentang nach Organismen, die vielleicht mit ihm an Land gespült wurden. Mich fasziniert das wirklich alles. Im Biologie- und Geografie-Unterricht kam dann ein erstes Grundverständnis für die großen Zusammenhänge zwischen dem Klima und dem Leben auf der Erde und im Meer dazu.

Seit meiner Kindheit liebe ich das Meer. Heute wie damals halte ich bei jedem Strandspaziergang Ausschau nach Walen, suche in Prielen nach winzigen Lebewesen aus der Gezeitenzone oder aber untersuche angeschwemmten Blasentang nach Organismen, die vielleicht mit ihm an Land gespült wurden. Mich fasziniert das wirklich alles.

Trotzdem habe ich nicht auf direktem Wege Biologie studiert. Ich wollte auch nie Meeresforscherin werden – dafür fehlen mir einfach die Geduld und Ausdauer. Stattdessen habe ich eine journalistische Laufbahn eingeschlagen und irgendwann gemerkt, dass es ausgesprochen viel Spaß macht, naturwissenschaftliche Inhalte für die breite Öffentlichkeit aufzubereiten. In diesem Beruf habe ich das große Glück, direkt von den Forschenden zu erfahren, was sie Neues herausgefunden haben, und darf mir anschließend überlegen, wie diese Geschichten erzählt werden müssen, damit sie jeder versteht und hoffentlich auch informativ und unterhaltsam findet.

Sina an ihrem Lieblingsmeer, dem Pazifik. Hier an der US-Westküste.

Welche Ausbildung(en) hast du absolviert? Und gibt es einen konkretes Studium / eine Ausbildung, die man hierfür absolvieren kann?
Soweit ich weiß, kann man heutzutage Wissenschaftsjournalismus an einigen Universitäten studieren. Ich selbst habe im Alter von 16 Jahren mein erstes Zeitungspraktikum gemacht und anschließend bis zum Abitur für die Lokalzeitung in meiner Heimatstadt geschrieben. Im Anschluss habe ich in Hamburg Politikwissenschaften und Journalistik studiert. Zu dieser Zeit deutete aber noch nichts darauf hin, dass eines Tages Meeresthemen meinen Arbeitsalltag bestimmen würden.

Ich hatte dann das Glück, einen Platz an der Henri-Nannen-Journalistenschule zu bekommen. Im Rahmen dieser Ausbildung habe ich ein Praktikum bei GEOlino, dem Kindermagazin von GEO, gemacht und fortan viele Naturgeschichten für dieses Magazin geschrieben – zunächst als freie Autorin, später als festangestellte Redakteurin. In dieser Zeit haben mich die Naturwissenschaften endgültig in ihren Bann gezogen, sodass ich nach 10 Jahren den Schritt aus der Redaktion in die Wissenschaft gewagt habe. Ich bin in die Pressestelle des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) gewechselt und fand in den Wissenschaftlern dort die besten Lehrer, die man sich vorstellen kann.

Wenn ich heute zurückschaue, bin ich sicherlich erst über Umwege in der Wissenschaftskommunikation gelandet. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass eine gute journalistische Ausbildung sowie eine große Neugierde für viele Themen die besten Voraussetzungen für die Arbeit in diesem Berufszweig sind.

Die ersten zwei Jahre am AWI waren ein unglaublicher Crashkurs in Ozeanographie, Biologie, Geologie, Meereis- und Gletscherkunde und ich habe gemerkt, das ist genau das Richtige für mich – auch weil ich bis heute, wo ich als freie Autorin arbeite, an wirklich jedem Tag etwas Neues dazulernen kann. Wenn ich heute zurückschaue, bin ich sicherlich erst über Umwege in der Wissenschaftskommunikation gelandet. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass eine gute journalistische Ausbildung sowie eine große Neugierde für viele Themen die besten Voraussetzungen für die Arbeit in diesem Berufszweig sind.

Für welche Wissenschafts-Themen schlägt Dein Herz am meisten und warum?
Die allesbestimmenden Themen sind der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Natur und auf uns Menschen. Die Wissenschaft versteht immer besser, in welchem Tempo wir Menschen durch unsere Lebensweise den Planeten Erde verändern, wie eng Klima und Natur zusammenhängen und in welchem Ausmaß unser eigenes Wohlergehen davon abhängt, dass es gelingt, die globale Erwärmung auf weit unter 2 Grad Celsius zu beschränken. Dieses Wissen muss auf verständliche Weise in die Welt getragen werden, sodass ein jeder Erdenbürger, vor allem aber Menschen mit Entscheidungsbefugnis wissen, was tatsächlich alles auf dem Spiel steht und welche Konsequenzen aus ihren jeweiligen Entscheidungen resultieren werden.

Seit wann bist du beim World Ocean Review dabei und was sind dort deine typischen Aufgaben?
Ich bin zur sechsten Ausgabe, also im Jahr 2017, eingestiegen. Damals war klar, dass es ein World Ocean Review zu den Polarregionen werden sollte. Mein Spezialgebiet! Als federführende Autorin erarbeite ich das Grundkonzept einer jeden WOR-Ausgabe, recherchiere und schreibe alle Texte, stimme diese mit allen beteiligten Wissenschaftlern ab und mache zudem Vorschläge für Bilder und Grafiken, die unbedingt mit enthalten sein sollten. Bei dieser Arbeit habe ich einen wichtigen Partner. Gemeinsam mit Projektleiter Jan Lehmköster von der maribus gGmbH diskutiere ich alle Ideen und Inhalte. Jan liest auch alle Texte gegen, stellt wichtige Fragen, wenn Dinge nicht sofort logisch und einleuchtend sind und koordiniert die gesamte Produktion – das heißt er kümmert sich um Grafiken, Layout, Druck und die WOR-Webseite.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?
Kurz gesagt: Viel Lesen, meist wissenschaftliche Studien; Interviews mit Forschenden vorbereiten und führen – und am Ende alles in der bestmöglichen Reihenfolge aufschreiben. Meist bin ich dabei mein größter Kritiker und habe immer noch die Worte unserer Ausbilder an der Henri-Nannen-Schule im Ohr. Dort hieß es immer: Qualität kommt von Qual – ein Satz, der leider sehr viel Wahres enthält.

Was ist die größte Herausforderung bei deinem Job? Welche Grundprinzipien sollte man als Wissenschaftsautor*in auf jeden Fall bei seiner Arbeit beherzigen?
Die größte Herausforderung ist, stets den Blick des Außenstehenden zu bewahren und nicht zu glauben, nur weil man selbst weiß, warum der Ozean versauert oder aber Sauerstoff verliert, würde das auch der Rest der Bevölkerung wissen.

Das Meer für sich genommen ist schon ein derart komplexes System, dass es wirklich nicht einfach ist, alle Zusammenhänge zu verstehen. Nimmt man dann auch noch das Klima hinzu – und die direkten Eingriffe des Menschen wie Fischerei, Schifffahrt, Rohstoffabbau wird es wirklich kompliziert. Alles scheint mit allem zusammenzuhängen und es zeigt sich immer deutlicher, dass die von uns Menschen angestoßenen Veränderungen in alle Richtungen wirken und ihr Ausmaß stetig zunimmt.

Eher 9 to 5 – oder Nachtschichten – wie sind deine typischen Arbeitszeiten?
Ich bin wirklich keine Nachteule. Stattdessen sitze ich ab 7 Uhr morgens am Platz. Leider funktioniert das Schreiben von Texten nicht immer auf Knopfdruck. Es gibt Tage, da frage ich mich am Ende, warum ich überhaupt ins Büro gegangen bin. An anderen Tagen läuft es wiederum wie geschmiert. Rückt eine Deadline näher, kann es gut sein, dass ich auch mal am Wochenende arbeite – Nachtschichten aber mache ich tatsächlich gar nicht.

Leider funktioniert das Schreiben von Texten nicht immer auf Knopfdruck. Es gibt Tage, da frage ich mich am Ende, warum ich überhaupt ins Büro gegangen bin. An anderen Tagen läuft es wiederum wie geschmiert.

Inwiefern ist bei Deinem Beruf Teamarbeit gefragt oder arbeitet man eher für sich allein?
Für den WOR arbeite ich sehr eng mit Projektleiter Jan Lehmköster zusammen. In anderen Projekten stehe ich im engen Austausch mit Wissenschaftlern, Grafikern, Illustratoren und anderen Experten, deren Wissen und Expertise für die Erstellung von Kommunikationsprodukten benötigt werden. Insofern ist bei meiner Arbeit auf jeden Fall Teamwork gefragt – auch wenn ich nicht unmittelbar mit all diesen Kolleginnen und Kollegen das Büro teile. Beim Schreiben aber ist man tatsächlich immer allein.

Welche berufliche Erfahrung oder welches berufliche Erlebnis hat Dich besonders geprägt oder beeindruckt?
In einer meiner ersten Wochen am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven habe ich den Ozeanographen Dr. Eberhard Fahrbach in seinem Büro besucht. Er galt damals schon als einer der weltweit bekanntesten Experten für die Meeresströmungen im südlichen Ozean sowie in der Grönlandsee. Ich dagegen hatte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht den Hauch einer Ahnung, warum Wassermassen absinken oder fließen und welche Mechanismen die globale Meereszirkulation antreiben. Nicht die besten Voraussetzungen, um einem Experten wie Eberhard Fahrbach das erste Mal gegenüberzutreten.

Anstatt jedoch von meiner Unwissenheit genervt zu sein und mich dies spüren zu lassen, hat sich Eberhard Fahrbach damals die Zeit genommen, mir die physikalischen Grundlagen seiner Arbeit ganz in Ruhe zu erklären. Ich habe ihm bis zu seinem viel zu frühen Tod leider nicht mehr sagen können, wie viel mir der Respekt bedeutet hat, den er mir auf diese Weise entgegengebrachte. Eberhard ist bis heute eines meiner großen Vorbilder: Ich setze kein Wissen voraus – und wann immer ich merke, dass mein Gegenüber nicht versteht, worüber ich spreche, nehme ich mir sehr gern die Zeit, die Grundlagen zu erklären.

In den Ausbildungen zum Journalismus- und Kommunikationsbereich ist es nicht nur typisch sondern auch von Vorteil, Praktika zu absolvieren – was waren hier Deine Erfahrungen und was rätst du Studierenden, die mit der Wissenschaftskommunikation liebäugeln?
Ich habe während der Schulzeit und während meines Studiums mehr als 15 Praktika absolviert, dabei in ganz verschiedene Bereiche der Medienbranche geschaut und von vielen erfahrenen Redakteurinnen und Redakteuren lernen dürfen. Ein Praktikum macht Sinn, wenn die Verantwortlichen sich auch die Zeit nehmen, ihr Wissen zu teilen und hilfreiche Rückmeldungen zu Texten oder aber zu anderen erbrachten Leistungen geben.

Praktika, bei denen sich niemand für einen interessiert, würde ich aus heutiger Sicht abbrechen. Mein Tipp an alle angehenden Wissenschaftskommunikatoren lautet daher, schon im Vorgespräch die eigenen Aufgaben und Erwartungen an das Praktikum genau abzusprechen.

Praktika, bei denen sich niemand für einen interessiert, würde ich aus heutiger Sicht abbrechen. Mein Tipp an alle angehenden Wissenschaftskommunikatoren lautet daher, schon im Vorgespräch die eigenen Aufgaben und Erwartungen an das Praktikum genau abzusprechen. Wenn die Verantwortlichen merken, dass da jemand wirklich etwas lernen will, nehmen sie sich auch viel eher Zeit für ihn oder sie – zumindest geht es mir immer so, wenn ich in der Rolle des Ausbilders stecke.

Hast du sonst noch einen besonderen Tipp an alle die gerne in Deine oder ähnliche berufliche Fußstapfen treten wollen?
Als Wissenschaftskommunikator muss man die Dinge selbst verstanden haben, bevor man Ideen entwickeln kann, wie man die Inhalte am besten verpackt und für die breite Öffentlichkeit aufbereitet. Daher darf es einem niemals peinlich sein, im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch vermeintlich einfache Fragen zu stellen. Erstens gibt es keine dummen Fragen; und zweitens sind es oft die einfachen Fragen, die für Forschende so schwer zu beantworten sind – gerade weil in der Antwort oftmals die Komplexität der Dinge verständlich auf den Punkt gebracht werden muss.

Als Wissenschaftskommunikator muss man die Dinge selbst verstanden haben, bevor man Ideen entwickeln kann, wie man die Inhalte am besten verpackt und für die breite Öffentlichkeit aufbereitet. Daher darf es einem niemals peinlich sein, im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch vermeintlich einfache Fragen zu stellen.

Im Herbst dieses Jahres erscheint die siebte Ausgabe der WOR – auf welche Themen dürfen sich die Leser*innen freuen?
Nach vielen Ausgaben, die sich speziellen Themen wie Nachhaltigkeit oder aber den Polarregionen gewidmet haben, wird der 7. World Ocean Review wieder eine Gesamtschau der großen Meeresthemen. Wir haben das aktuelle Wissen zu den Folgen des Klimawandels für die Ozeane zusammengetragen.

Wir berichten was die zunehmende Fischerei und Aquakultur, Schifffahrt, Rohstoff- und Energienutzung für die Lebensgemeinschaften der Meere und für uns Menschen bedeuten und wir zeigen auf, welche Folgen die zunehmende Verschmutzung des Meeres durch Plastik und andere chemische Schadstoffe nach sich zieht. Außerdem geht es um die Fragen, welche Lösungen das Meer für die drängende Probleme der Menschheit bietet und wie der Mensch die Ozeane auf nachhaltige Art und Weise nutzen kann. Die Meere sind einer der Grundpfeiler des Lebens auf der Erde – nur wenn sie gesund sind, haben auch wir Menschen eine Zukunft.

VIELEN DANK SINA FÜR DEINE ZEIT UND DEN TOLLEN EINBLICK IN DEINEN BERUF, WIR FREUEN UNS SCHON AUF DEN NÄCHSTEN WOR!

Ein Interview von Katharina Troch

WISSENSCHAFTSAUTOR*IN: DEIN JOB? DEINE INFOS!

Bleiben nach diesem spannenden Interview die Fragen „Was ist Wissenschaftsjournalismus überhaupt?“ und „Wo kann ich das studieren?“ Hier findet ihr Antworten:

Wissenschaftsjournalismus ist ein Teilbereich des Journalimus, der sich mit der Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten an ein breites Publikum beschäftigt. Von der Berichterstattung zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Tendenzen in Nachrichtenform, über die Einordnung und Berwertung von Themen und der Bereitstellung von Hintergrundinformationen aus einer allgemeinaktuellen Perspektive, bis hin zu umfangreichen Publikationen zu Schwerpunktthemen, können vielfältige journalistische Formate genutzt werden. Eine ausführlichere Definition und Infos zur Wortherkunft bietet das Journalistikon – Das Wörterbuch der Journalistik hier an.

An der Technischen Universität Dortmund ist es möglich Wissenschaftsjournalismus auch direkt zu studieren. Es gibt einen Bachelor- und einen Master-Studiengang „Wissenschaftsjournalismus“.

Daneben bieten einige Journalismusschulen die Ausbildung zur Wissenschaftsautor*in kostenpflichtig an.

Den Word Ocean Review, an der auch Sina mitgewirkt hat, sowie alle anderen Ausgaben könnt ihr bei maribus hier online lesen, herunterladen oder kostenlos bestellen.