Meerspektive: Schauspielerin Ronja Donath

Innerhalb der Reihe „Meerspektiven“ stellen wir Euch vielseitige Berufe und Berufungen rund um die Meere vor. Egal ob eine Ausbildung, ein Studium oder ein Quereinstieg den Weg dorthin ermöglichen kann, egal ob große Karriere oder nebenberufliches Engagement, Ehrenamt oder Hauptjob. Wer sucht, findet zahlreiche Wege zum Meer. Dazu möchten wir Euch mit unseren Interviews und Infos inspirieren. Im folgenden Interview lernt Ihr die Schauspielerin Ronja Donath kennen. Viel Spaß mit dieser Meerspektive!

Moin Ronja, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, unsere Fragen im Rahmen der Meerspektiven zu beantworten und uns ein paar spannende Einblicke in deinen Beruf als Schauspielerin gibst! Wenn man an Akteure rund ums Meer und den Meeresschutz denkt, dann kommt einem nicht direkt das Schauspiel in den Sinn. Aber du arbeitest gerade an einem Stück, in dem genau das thematisiert wird, um deinen Beitrag zum Schutz der Meere zu leisten.

Aber jetzt erstmal kurz zu deinem beruflichen Werdegang: Wieso bist du Schauspielerin geworden, was hat dich daran besonders fasziniert? Gab es ein Schlüsselerlebnis nachdem du wusstest, dass das genau das ist, was du machen möchtest?
Von meiner Seite zuerst ein herzliches Danke an euch von Ocean Summit für diesen Austausch! Eine spannende Frage! Schauspiel hat schon früh eine Rolle für mich gespielt und sich durch meine Jugend gezogen. In der Tat gab es ein „Schlüsselerlebnis“: 2013 habe ich im Jugendchor der Oper Kiel meine erste große Rolle in der Kinderoper „Pit und Paula – Frisch versalzen“ gespielt. Dabei bin ich endgültig in den Theaterzauber geraten.

Kleiner Insider am Rande: über den Jugendchor kenne ich auch Lara Phelina Pansegrau, die Regisseurin von „Hope Spot Ocean“.

Was mich am Schauspiel jedes Mal begeistert und fasziniert, ist die Unbedingtheit des Momentes, die Direktheit. Schauspiel kann ein Mittel sein zu bewegen, zu berühren und kann die Kraft haben zu verändern. Genau das ist es, was ich will!

Wo hast du denn Schauspiel studiert?
Am „Hamburger Schauspiel-Studio Frese“ habe ich von 2015 bis 2018 studiert.

Was magst du besonders gerne an deinem Beruf, welche Aufgaben sind hingegen eher herausfordernd?
Ich schätze das Abwechslungs- und Facettenreiche an dem Beruf: auf der Bühne stehen, vor der Kamera, hinterm Mikro, als Moderatorin … dass mich immer was Neues erwartet und ich stets dazu lerne. Zeitgleich muss ich auch meine eigene Managerin sein, berufliche Kontakte halten und pflegen, meine öffentliche Präsentation als Schauspielerin aktuell halten.

Mindestens die Hälfte meiner Zeit verbringe ich mit Organisation am Schreibtisch. Eine gute Alltagsstruktur und Rituale sind wichtig, um diszipliniert im Training zu bleiben – damit meine ich sowohl das körperliche als beispielsweise auch das stimm- und gesangliche. Was für mich tatsächlich am Wichtigsten ist, ist eine Wohnbasis zu haben: wenn nicht gerade Lockdown ist, reise ich berufsbedingt viel hin und her. Das ist toll, aber auch sehr fordernd, wenn man immer aus dem Koffer lebt und oft in fremden Betten schläft.

Du arbeitest ja nicht nur als freie Schauspielerin, sondern auch als Coachin für Unternehmen. Was genau vermittelst du da den MItarbeitenden? Und wie kamst du überhaupt darauf das zu machen?
Dass ich als Schauspiel-Coachin arbeite hat sich Corona-Home-Office-bedingt entwickelt: eine gute Bekannte, die ein Kieler Unternehmen leitet, hat mich gefragt, ob ich ihren Mitarbeiter*innen Tipps für das Sprechen vor der Kamera geben kann. So hat es begonnen, dass ich gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen den Wechsel von Präsenz-Vorträgen zu online Varianten untersucht habe: wie hält man bei einem Zoom von über 400 Teilnehmer*innen Kontakt, obwohl alle Kameras aus sind? Welche unauffälligen, einfachen Tricks kann ich anwenden, wenn ich dabei nervös werde, wie bleibe ich möglichst locker und entspannt?

Als Kielerin bist du ja auch an der Küste aufgewachsen und du schreibst auf deiner Website, dass du immer wieder an die Förde zurück kommst, um Ruhe zu finden. Was genau verbindet dich denn mit dem Meer? Und wie verstehst du deine Rolle als Schauspielerin im Hinblick auf den Meeresschutz?
Bei einer vorherigen Frage habe ich ja bereits erwähnt, dass eine «feste Wohnbasis » für mich sehr essentiell ist. Ich habe in einigen Städten gelebt und gearbeitet, aber keiner dieser Orte lässt mich so zur Ruhe kommen wie Kiel. Tatsächlich suche ich, egal in welcher Stadt ich gerade bin, immer Orte mit Wasser auf, Flüsse, Seen. Wasser und vor Allem das Meer vermitteln für mich das Gefühl von frei atmen, von Weite und Klarheit. Wie voll auch der Kopf ist, einmal zum Wasser und die Welt ist wieder etwas mehr in Balance.

>>  Da ich hier an der Ostseeküste lebe, verstehe ich es auch als meine Aufgabe, auf sie zu achten, respekt- und verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Das Meer ist unsere Lebensgrundlage. Ohne ein gesundes Meer, haben wir verloren. Also habe ich mich gefragt, wie ich mich mit meinem Know-How und meinen Fähigkeiten einbringen kann. << Ronja Donath, Schauspielerin aus Kiel

Da ich hier an der Ostseeküste lebe, verstehe ich es auch als meine Aufgabe, auf sie zu achten, respekt- und verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Das Meer ist unsere Lebensgrundlage. Ohne ein gesundes Meer, haben wir verloren. Also habe ich mich gefragt, wie ich mich mit meinem Know-How und meinen Fähigkeiten einbringen kann.

Gerade arbeitest du an einem neuen Theaterstück “Hope Spot Ocean”, könntest du in ein paar Worten beschreiben, worum es geht?
„HSO“ erzählt die Geschichte unserer Protagonistin Stella, die nach langer Zeit zum ersten Mal wieder am Meer, an der Ostsee ist. Die Zuschauenden begleiten Stella durch ihre persönliche Geschichte, ihre Entdeckungen rund um die Ostsee und ihrer Suche nach der Hoffnung.

In der Projektmappe, die du uns vorher hast zukommen lassen, sprecht ihr davon, dass die 85-jährige Meeresschützerin Dr. Sylvia Earle eine große Inspiration war. Wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden? Und steht ihr gerade im Austausch mit ihr?
Anfang des Jahres habe ich den Film „Mission Blue“ auf Netflix gesehen, der von Sylvia Earle und ihrer Initiative der „Hope Spots“ erzählt. Dieser Film hat mich zutiefst beeindruckt und von diesem Zeitpunkt an, war ich von Sylvia Earle in den Bann gezogen. Die Art und Weise wie sie sich einsetzt, wie sie mit Menschen in den Kontakt geht, hat mich maßgeblich fasziniert. Ich dachte, ja, genau so kann es klappen, Menschen zu berühren und zu bewegen, um ein schärferes Bewusstsein für unseren Lebensstil und unsere Welt zu entwickeln. Tatsächlich sind wir mit „Mission Blue“ in Kontakt und vor allem mit Kirsten Åkerman aus Schweden, die den Gotland Hope Spot ins Leben gerufen hat.

Gibt es noch andere Inspirationsgrundlagen, wie etwa andere Schauspieler*innen, die sich mit Natur- und Meeresschutzthemen befassen?
2020 habe ich am Theater an der Glocksee in Hannover bei dem Ganzjahresprojekt „Plantkingdom – Fremde Welten“, das sich ausschließlich um die Pflanzen gedreht hat, mitgearbeitet. Mit meiner Kollegin Rebecca Junghans habe ich ein eigenes Format namens „Salon des Plantes“ entwickelt, in dem wir uns musikalisch und lyrisch der Welt der Flora widmen. Diese Arbeit war wahnsinnig inspirierend und hat in mir das Bewusstsein geweckt, künstlerisch auf wichtige Klima-politische Themen aufmerksam zu machen. Lena Kußmann (Schauspielerin, Regisseurin & Teil des Leitung-Teams des Theater an der Glocksee) hat mich ausschlaggebend in die Richtung von „HSO“ gebracht.

So ein Stück entsteht ja nicht im Alleingang, sondern es sind viele helfende Hände am Werk. Wer arbeitet denn gerade alles mit dir zusammen und was sind deren Aufgaben?
Richtig, es ist ein großes Rad an Menschen, die „HSO“ antreiben:  es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der „Alte Mu – Impuls Werk e.V.“. Die Alte Mu erledigt z.B. die Finanz- und auch einen Teil der Öffentlichkeitsangelegenheiten. Zudem besteht eine Projektpatenschaft mit der „Deutschen Umwelthilfe e.V.“: mit der Beauftragten für Meeresschutz, Dr. Katharina Fietz, hatten Lara und ich einen aktiven wissenschaftlichen Recherche-Austausch rund um die Themen der Ostsee. Auch unser Förderer die „Deutsche Stiftung Meeresschutz“ stand mit uns im Wissens-Austausch, genauso wie die „Lighthouse Foundation“. Das Kieler Forschungstaucherteam „Submaris“ unterstützt uns, indem wir ihre grandiosen Filmaufnahmen nutzen dürfen. Das sind nur einige Menschen im Hintergrund.

Seit Probenbeginn Anfang Juni sind täglich und aktiv dabei Lara Phelina Pansegrau, die Regisseurin, Patrick Staves, der Multimedia-Producer, Muriel Stuber, unsere Hospitantin und unsere Social Media-Beauftragte Maria Wille. Bertin Freese („Bertin-Audio“) hat beispielsweise einen Teil unseres Bühnenbilds gebaut, Tanja Gessner hat uns Kostüm-technisch beraten und eifrig geschneidert.

Unzählige helfende Hände habe ich noch nicht gelistet – um es nur kurz zu sagen: es ist überwältigend, wie viele Menschen uns unterstützen!

Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, ein Stück rund um den Meeresschutz zu entwickeln?
Der folgende Satz von Sylvia Earle war der ausschlaggebende: „I wish you would use all means at your disposal — films, expeditions, the web, new submarines — a campaign to ignite public support for a global network of marine protected areas, hope spots large enough to save and restore the ocean, the blue heart of the planet.“ 

Das war irgendwie ein Weckruf und mir ist klar geworden, dass ich direkt vor meiner Haustür beginnen muss, also mit der Ostsee.

Das Thema Meeresschutz wird in dem Stück aus einer positiven, hoffnungsvollen Perspektive, die nicht anklagend sein soll, betrachtet. Wie genau habt ihr das künstlerisch umgesetzt?
Ausgezeichnete Frage, zu der ich gar nicht allzu viel verraten kann, ohne dem Stück was vorweg zu nehmen. Der Hoffnungsaspekt in unserem Stück hat uns auf jeden Fall sehr gefordert. Um darauf eine Antwort zu geben, muss man sich das Stück ansehen…

Ihr habt euch zum Ziel gesetzt, nicht nur thematisch zum Meeresschutz beizutragen, sondern auch die ganze Produktion nachhaltig zu gestalten. Wie kann man sich das genau vorstellen?
Ein ehrgeiziges Ziel, wenn das Budget eng geschnürt ist, wie wir selber festgestellt haben. Unser Augenmerk liegt vor Allem darauf ressourcenschonend zu arbeiten. So haben wir zum Beispiel einige Requisiten und Kostümteile aus dem „Glückslokal“, der Sharing-Community in der Alten Mu, bekommen. Unser Bühnenbild besteht u.A. aus Plexiglas: etliche Plexiglas-Reststücke haben wir von „Acryl Design“ in der Wik erhalten. Wir versuchen also wiederzuverwenden und möglichst wenig neu zu kaufen. So haben wir einen Großteil unseres Materials zusammengestellt.

Gerade seid ihr ja mitten in den Proben. Habt ihr alles, was ihr braucht oder könntet ihr irgendwo noch Unterstützung gebrauchen?
Werbung, Werbung, Werbung!

Wann und wo kann man euer Stück denn live sehen?
Die Preview von „Hope Spot Ocean“ findet am 15. August um 21 Uhr auf dem „Ocean Pop-Up“ auf der Geomar-Wiese in Kiel statt. Wir haben dann weitere Vorstellungen am 17.,18.,19. September in der Hansa48 in Kiel.

Zu guter Letzt für all diejenigen, die nach diesem Interview total begeistert sind und selbst Schauspieler*in werden möchtest. Siehst du den Weg über eine klassische Schauspielausbildung als zwingend nötig oder denkst du als Quereinsteiger*in kann man durchaus auch Fuß fassen?
Es gibt einige tolle Schauspieler:innen, die keine Ausbildung haben und quer in die Branche eingestiegen sind. Überwiegend im Film- und Fernsehen. Dazu gehört natürlich Talent, aber auch sehr viel Glück.

Ich persönlich finde eine gute Ausbildung immens wichtig: man erlernt die Grundlagen eines Handwerks und hat damit auch einen Qualitätsnachweis, der in der Branche sehr ausschlaggebend sein kann.

Vielen Dank  liebe Ronja für das Interview und noch viel Erfolg mit dem Stück “Hope Spot Ocean”!

Ein Interview von Kirsten Müller

Schauspiel- Genau dein Ding ?! Deine Infos im Überblick

Das sind die Voraussetzungen,  die man erfüllen muss, um Schauspieler*in zu werden:

  • an manchen, aber nicht allen,  Schauspielschulen braucht man eine Allgemeine Hochschulreife (Abitur)
  • bei der Auswahl der Studierenden gibt es eine sehr anspruchsvolle Eignungsfeststellung, dabei spielen körperliche Fitness, Disziplin sowie Wanldungsfähigkeit genauso eine Rolle wie etwa Gesang und allgemeines Rhytmusgefühl

Für alle Hobby-Schauspieler*innen haben wir hier ein paar Websites zum rumstöbern:

Du hast noch nie geschauspielert, wolltest es aber schon immer mal machen. Dann probier dich aus beim Improtheater in Kiel.Weitere Angebote gibt es auch vom Studentenwerk SH.

Infos zu Ronja und zu der Initiative „Hope Spot Ocean“ kannst du hier nachlesen: https://www.ronjadonath.de/
https://mission-blue.org/hope-spots/