OceanUp SH: FettFressHair aus Kiel – Dein Haar Kann Meer!

Unter dem Motto OceanUp SH stellt Euch der Ocean Summit Kiel regelmäßig StartUps und Projekte aus Schleswig-Holstein vor, die sich mit ihren Ideen, Aktionen und Innovationen für die Meere engagieren. Dieses Mal sprechen wir mit Janine Falke, die Kieler Friseurmeisterin und Maskenbilderin hat in diesem Jahr  gemeinsam mit Freund*innen eine echt haarige Idee auf den Weg gebracht – und das alles zum Schutz unserer Meere. Gestatten: Janine Falke über FettFressHair:

Moin Janine, Vielen Dank, dass du bei unserer Reihe Ocean-Up SH mitmachst. Wir finden Dein Meeresschutz-Projekt FettFressHair ziemlich spannend und außergewöhnlich! Bitte stelle Dich einmal kurz vor!
Ja gerne. Durch meine erlernten  Handwerksberufe (Friseurmeisterin und Maskenbildnerin)arbeite ich inzwischen seit 20 Jahren mit Haaren. In Kiel bin ich nun seit 10 Jahren selbstständig. Im Januar und Februar dieses Jahres war mein Frisiersalon coronabedingt geschlossen. In dieser Zeit habe ich mit Familienmitgliedern und Freund*innen beschlossen, unser Projekt „FettFressHair“ zu starten. Bei FettFressHair ist der Name Programm; Haare sind lipophil, also fettliebend, und somit verbleiben aufgenommene Öle in der Schuppenschicht der Haare. In unserem Pilotprojekt starten wir mit gewaschenen Schnitthaaren aus Kieler Friseursalons. (Danke an meine Kolleg*innen,dass ihr alle sofort mitgesammelt habt!) Diese werden dann gereinigt , gesiebt und locker in Kompressionsstrümpfe gefüllt. Die benötigten Strümpfe erhalten wir von lokalen Sanitätshäusern ,sowie von bekannten Herstellern . Die Strümpfe haben ein Verfallsdatum, und würden sonst ebenfalls entsorgt werden. Somit recyclen wir 2 Abfallprodukte,die zu FettFrressHair werden.

Mit deinem Projekt “FettfressHair” kann das Meer von Ölen, Fetten und anderen Schadstoffen befreit werden, wie genau funktioniert das Ganze und welche Anwendungsmöglichkeiten es gibt?
Die erste Variante der FettFressHair (FFH) im Kompressionsstrumpf können als Einzelfettfresshair (50 cm lang , Füllung: 300 Gramm Haare ), oder als FettFressHair-Kette in beliebiger Länge und Dicke hergestellt werden. Die Einzel-FFH können beispielsweise in Motorbootsbilgen gelegt werden, um die entstehenden Öle im Bilgenwasser aufzunehmen. Die FFH-Ketten können an verschiedensten Orten wie Fährhäfen oder Motorboottankstellen installiert werden, überall dort wo regelmäßig aufkommende Verunreinigungen sichtbar sind.

Zudem können auch Badebereiche abgegrenzt werden,um die Badenden vor Verunreinigungen  zu schützen, und um zu verhindern, dass die Sonnencremeablagerungen aufs offene Meer gelangen. Somit möchten wir auch präventiv arbeiten und zeitgleich auf die inzwischen vorhandenen Sonnencremebelastungen im Meerwasser aufmerksam machen.

Wie kamst Du auf die Idee, mithilfe von Haaren die Meere zu reinigen? Wer oder was hat Dich dabei inspiriert?
Schon in den 1970er Jahren wurde mit Menschen-und Tierhaar Öl nach Ölkatastrophen im Meerwasser aufgenommen. Ende vergangenen Jahres sah ich aus Zufall einen Bericht über die „coiffeurs justes“ in Frankreich, die diese Idee nach dem Vorbild von „matters of trust“aus Amerika, von Haaren in Strumpfhosen bereits umsetzen. Das hat mich akut dazu inspiriert zu überlegen, ob wir Haare nicht auch hier vor Ort einsetzen könnten. Einen Tag später schickte  mir meine Schwester  Nadine aus Nordrhein-Westfalen einen Link zu diesem Bericht. Auch sie war nachhaltig begeistert. Also haben wir angefangen zu recherchieren und uns überlegt, auf welche Art und Weise dieses Verfahren hier bei uns Sinn machen könnte.

 

Du arbeitest nicht allein an dem Projekt, wer sind Deine Mitstreiter*innen? Und wie habt Ihr euch gefunden?
Die Teammitglieder von FettFressHair kommen aus meiner direkten Umgebung, wir kennen uns alle schon sehr lange. Da wir alle unterschiedliche Berufe haben , war es superspannend mal für ein gemeinsames Projekt zusammen zu arbeiten, das hat viel Spaß gemacht, und hat den Fokus in einer Zeit in der Einige von uns beruflich hart von der Corona-Pandemie betroffen waren sehr positiv verändert.
Teammitglieder sind :
Nadine, die das Design, die Grafiken und intensive Recherchen mit einbringt,
Konstantin, der für Social Media und technische Strukturen die Verantwortung trägt,
Mandy, die die richtigen Worte und Aussagen für Konzepte und Videos findet,
Christian, der die Prototypen baut, das Material einholt und die Installationsorte aussucht und bestückt
Janine, die für Haarnachschub sorgt, Kontakte aufnimmt und Abläufe organisiert.

Wann und wo wurde “FettFressHair” gegründet?
FettFressHair wurde im Januar 2021 gegründet, seit der Preisverleihung des Yooweedoo-Ideenwettbewerbes starteten wir das Pilotprojekt im April dieses Jahres.

Du selbst kommst ja aus Nordrhein-Westfalen, woher kommt deine Verbindung zum Meer? Und welche Rolle hat das Meer für deine Projektidee gespielt?
Ich liebe die Ostsee. Schon immer. Als Kind war es für mich ein absolutes Highlight zwei Wochen im Jahr an der Ostsee zu sein. Und seit elf Jahren habe ich sie sozusagen vor meiner Haustür. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Hast du schon Ideen, wie es in Zukunft mit FettfressHair weitergehen soll?
Ja, Ideen haben wir. Wir tüfteln aktuell daran, Schnitthaare als puren Rohstoff in verschiedene Formen zu bringen. Auch das Thema Abwasser rückt immer mehr in den Fokus……

Ihr seid ein recht kleines Team, das mit der Verschmutzung der Meere einem serh komplexen Problem gegenübersteht. Seid ihr denn momentan auf der Suche das Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen?
Ja, wir sind immer auf der Suche nach Kooperationspartnern. Gerne können sich Bootseigner melden,die am Einsatz von Einzel-FettFressHair interessiert sind, Hafenmeister und Bootstankstellenbesitzer, alle Interessierten die unsere FettFressHair-Ketten gerne installieren würden. Natürlich kooperieren wir auch gerne mit wissenschaftlichen Instituten, die Interesse haben die Haare auf aufgenommene Bestandteile zu untersuchen. Und natürlich hilft uns jede*r Follower*in unser Projekt bekannter zu machen.

Vielen Dank Janine, für das Interview! Wir sind gespannt darauf, wie es weiter geht und wünschen Euch allzeit viel fettiges Haar!

Ein Interview von Kirsten Müller