MEERES-GALERIE

Kunstausstellung nouïsance von Hilke Deutsch

Hilke Deutsch berichtet von ihrer Inspiration für ihre Kunst:

„Walgesang, Whalewatching, Massenstrandungen – so viele Rätsel birgt dieses riesige Säugetier nach wie vor trotz jahrhundertelanger Forschung. Wale sind die größten Lebewesen der Erde, haben schon seit jeher Menschen unterschiedlichster Gesinnung fasziniert: Abenteurer*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen verschiedenster Richtungen und natürlich auch indigene Völker, für die sie überlebensnotwendig waren. Auch heute sind Wale noch wichtig für uns und die Erde, für ein funktionierendes Ökosystem. Sie stehen an der Spitze der Nahrungskette, absorbieren CO2, tragen zum Ökotourismus bei und vieles mehr. Dass sie heute zunehmend durch Überfischung, Schadstoffe und Müll im Meer bedroht sind, ist bekannt. Zu den Bedrohungen zählt auch die sogenannte Lärmverschmutzung, der die folgenden Zeichnungen gewidmet sind.

Der Titel der Serie „nouïsance“ ist ein Kunstwort, das sich aus dem französischen Wort „ouïe“ für den Hörsinn und dem Wort „nuire“ für (be)schädigen zusammensetzt. Durch die Endung „-ance“ wird das Wort zum Nomen. Wie genau wirkt sich der Lärm im Meer auf die Wale aus? Wie, wo und wodurch gelangt er ihren Körper? „Klassisch“ über die Ohren? Über die Haut? Oder aber über andere Sinnesorgane? Was wissen wir eigentlich darüber? Als freischaffende deutsch-französische Künstlerin und Nicht-Wissenschaftlerin habe ich versucht, mich diesen Fragen auf zeichnerische Art zu nähern, natürlich immer aus meiner „menschlichen“ Perspektive. Für uns Menschen dringen Geräusche durch das Ohr in den Körper ein, werden aber nicht nur dort wahrgenommen. Der gesamte Körper reagiert darauf. Laute, unangenehme Geräusche verursachen Stress. Sind sie zu extrem und dauern sie zu lange an, entstehen andere Störungen wie Tinnitus, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Wie muss das erst für diese riesigen Meeressäuger sein, noch dazu im Element Wasser, das bekanntlich Schall besonders gut leitet?

Das sensible Gehör der Wale wird empfindlich gestört und damit ihre Orientierung und die Kommunikation mit ihren Artgenossen. Vorstellen kann man es sich vielleicht so, wie wenn man mit dem Kopf unter Wasser in der Badewanne gegen den Rand der Wanne klopft. Von außen hört man nichts, aber unter Wasser wird es zu einem Dröhnen. Oder wenn man in einem Freiwasser (Meer oder See) schwimmt oder taucht und in einiger Entfernung ein Schiff fährt. Die Schiffsgeräusche werden vielfach lauter unter Wasser und der gesamte Körper nimmt die Schallwellen auf.“

ÜBER HILKE DEUTSCH:
Die freischaffende Künstlerin und Illustratorin Hilke Deutsch lebt und arbeitet in Hamburg, Spanien und Frankreich. Hauptthemen der künstlerischen Arbeit sind Verlust, Sehnsucht, die Suche des Ungewissen/ Unbekannten, Veränderung oder die Verwandlung. Es ist ein Versuch, mit Hilfe verschiedener Techniken und Möglichkeiten wie der Musik, der Zeichnung oder der Malerei, diese zu erfassen und auszudrücken, was ein ewiger Versuch bleibt, immer unvollendet, an der Natur orientiert.
Weitere Arbeiten sind hier auf ihrer Website zu finden.

>> Mit meinen Zeichnungen möchte ich auf die zunehmende Bedrängnis dieser Tiere durch die zahlreichen Lärmquellen im Meer aufmerksam machen, die in Diskussionen häufig wenig Beachtung finden und doch einen so großen Einfluss auf die Lebewesen im Meer und damit auf die Biodiversität und das biologisches Gleichgewicht haben.

Wie können wir diesen empfindlichen und auf eine ruhigere Umgebung angewiesenen Lebewesen helfen? Was können wir selbst zu einem stillen Ozean beitragen? Was müssen Politiker*innen tun, um einen passenden, länderübergreifenden Rahmen zu schaffen? Und wie kann die Forschung zu einer Lärmreduktion beitragen? Denn sicher ist nur eines: Der Ball liegt bei uns, etwas zu tun! >>

Hilke Deutsch, Künstlerin

Willkommen zur Ausstellung nouïsance von Hilke Deutsch

Ein wenig Krill als Nahrung für die Wale von Hilke Deutsch.

Schon in Studienzeiten an den Kunsthochschulen dominierten Zeichnung und Musik  die Arbeiten von Hilke Deutsch, um die Beziehung zwischen Mensch und Meer und seinen Lebewesen zu erforschen, auch unter dem Aspekt der Identifikation bzw. Identitätsuche und -findung. Diese großformatige Serie (50 x 70 cm, Bleistift und Graphit auf Zeichenkarton) stellt einen weiteren Versuch dar, diese Wechselbeziehung zeichnerisch zu erforschen.

Die Zeichnungen im Detail:

„Empreinte (Identität)“: Ausgangspunkt dieser Serie ist der menschliche Fingerabdruck, der auf vielfältige Weise interpretiert werden kann. Er kann sowohl als persönliche Identifizierung oder Identitätssuche (wie in der Bibel bei Jonas im Wal) oder als Abdruck, den der Mensch hinterlässt, gesehen werden.

„ouïe piano (Hörsinn – piano)“: Die zweite Zeichnung visualisiert eine einzelne Lärmstörung, die durch das Ohr in den Körper dringt.


„ondes sonores mezzoforte (Schallwellen)“: Die Zeichnung ist eine Lärmsteigerung, unterstrichen durch die Frequenzen, die sich in den Furchen des Walkörpers festsetzen.


„nouisance forte (Hörsinn und Schallwellen – forte)“: Verstärkung der in Zeichnung Nr. 3 dargestellten Lärmsteigerung und Festsetzung in den Furchen des Walkörpers.

„perturbation fortissimo (Ge(st)hört – fortissimo)“: In der letzten Zeichnung lässt sich nicht mehr sagen, woher der Lärm kommt und wo und wie er in den Wal eindringt, von überall her, immer stärker. Welche Auswirkungen hat das? Wie wäre es für uns Menschen? Überschwemmt von Lärm. Was sind die Folgen, sowohl physisch als auch psychisch?

Fotos / Illustrationen © Hilke Deutsch.  // Alle Fotos & Illustrationen sind Eigentum der Künstlerin Hilke Deutsch. Jede Weiterverwendung wie z.B. Veröffentlichung oder Ausdruck bedarf die Zustimmung der Künstlerin. Kontakt über www.hilkedeutsch.com