Wer steckt eigentlich hinter den Partnerorganisationen und Institutionen vom Ocean Summit? Lernt in unseren kurzen Interviews die Hintergründe und Missionen der Ocean Summit Meeresmenschen kennen. Heute mit Dr. Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF Wattenmeerbüros.

Wie bist du zum Meer gekommen?
Hans-Ulrich Rösner: Eigentlich kam das dadurch, dass ich als Kind auf einer Wattenmeer Insel mit meinen Eltern Urlaub machen durfte. So einfach ist das.

An was arbeitest Du gerade?
Das ist schon ziemlich vielfältig. Aktuell geht es zum Beispiel um Gespräche mit und über die Krabbenfischerei und über deren MSC-Zertifizierung (Anm. d. Red. MSC Siegel für nachhaltige Fischerei). Auch geht es gerade um den Abschluss eines Tourismusprojektes, bei dem es um Naturerlebnisse im Wattenmeer geht. Das Thema Klimaanpassungen ist zudem praktisch täglich in Mails und Kommentaren Gesprächsgegenstand. Die Umweltverbände befassen sich gerade gemeinsam sehr intensiv mit dem Thema „Windenergie an Land“, wie kann man da Genehmigungen wieder erleichtern. Und wie sieht es auf der anderen Seite mit der offshore Windenergie aus? Da führen wir unter den Verbänden gerade ganz große Debatten um die Fragen, wieviel die Nordsee da aushalten kann und welche die nächsten Ziele sein könnten, die noch naturverträglich umsetzbar sind. 

Was war bisher die größte Herausforderung in deiner Arbeit zum Meeresschutz?
Eigentlich haben wir im Wattenmeer, mit dem Schutz als Nationalpark und auch der Anerkennung als Weltnaturerbe, ja vor allem eine Erfolgsstory und nicht nur Herausforderungen. Aber diese Erfolgsstory, die hat auch ziemliche Löcher, und das ist eben ihre Schattenseite. Und zwei dieser Löcher sind ziemlich groß und die Herausforderungen echt schwierig. Also z.B. mit der Fischerei einen Weg zu finden, der letztendlich bedeutet, viel weniger im Schutzgebiet zu Fischen, das ist nicht leicht. Und bei der Ölindustrie zu erreichen, dass man im Nationalpark kein Öl fördert, das gibt es tatsächlich hier in Schleswig-Holstein im Wattenmeer, das ist für den WWF sowas von klar, das macht man einfach nicht, Punkt. Aber die sehen das nicht so.

Vielleicht noch ein Wort, denn die größte Herausforderung, die hat gar nicht so sehr mit einzelnen Menschen oder Firmen zu tun, die hat eigentlich mit dem beschleunigten Meeresspiegel zu tun, der auf uns, auf die Küsten der Welt und auch auf das Wattenmeer zurollt. Und auch wenn die Folgen davon natürlich vor allem in der Zukunft liegen, müssen wir dem ja heute entgegenwirken.

Was war dein bisher größtes Erfolgserlebnis?
Das schönste Erfolgserlebnis was wir im Wattenmeer bisher hatten, ist die Anerkennung als Weltnaturerbe im Jahr 2009, durch die UNESCO Wahl.

Wie sieht deine ideale Zukunft für die Meere aus?
Mit den Meeren verbindet man ja die große Freiheit, doch die darf es leider nicht mehr sein – die Freiheit der Schifffahrt, die Freiheit der Fischerei, die Freiheit als Müllkippe oder die Freiheit zur Rohstoffausbeutung. Denn das hat uns im Grunde ja dahin gebracht, wo wir heute mit den Meeren stehen und deswegen denke ich, wir brauchen schon ein sehr starkes und verbindliches internationales Regelwerk. Sagen wir einen Green Deal für das Meer, mit 30 Prozent Schutzgebieten, und damit meine ich echte Schutzgebiete, fairer und nachhaltiger Fischerei mit sauberer Schifffahrt, ohne neuen und alten Müll. Und auch mit der Möglichkeit für die Küstenstaaten zu strengeren Regelungen in ihren Bereichen. Das Wattenmeer vor unserer Haustüre ist ja ein gutes Beispiel, wo solche Regelungen, die man nicht nur international festlegen kann, dann gebraucht werden.

Warum und wie bist Du beim Ocean Summit dabei?
Ich hoffe, dass es gelingt mit dem ein oder anderen digitalen Angebot zum Wattenmeerschutz beizutragen. Da geht es dann um Fragen der Klimaanpassung, des Tourismus, der Fischerei oder Allgemein darüber, was wir im Wattenmeer erreichen wollen und was wir nicht erreicht haben. Das Thema Wattenmeer ist ja nicht schwarz-weiß. Man kann es aus dem einen Blickwinkel betrachten, der sagt: Alles ist toll, wir haben riesen Erfolge, Nationalpark, Weltnaturerbe… Man kann aber auch mit dem Blick drau sehen, der sagt: Naja, das mit der Ölförderung… geht’s noch absurder? In Wirklichkeit ist es der Schutz des Wattenmeers eine Mischung aus tollen Erfolgen auf der einen Seite und Dingen, an wir noch dran arbeiten müssen, auf der anderen Seite. Und das würde ich innerhalb des Ocean Summit versuchen, das so differenziert rüber zu bringen.

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