CleanUp SH: Die Grundschule Holtenau räumt auf

Kurz vor den Osterferien sorgten die Klassen 4a und 4b der Grundschule Holtenau Kiel, dass ihre Schule und umliegende Straßen einmal ordentlich aufgeräumt wurden.  Im Rahmen der Aktionswoche zum Wasserschutz organisierte der Landesverband Schleswig-Holstein des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den CleanUp SH, zu dem eine landesweite Müllsammelkampagne gestartet wurde. Hieran beteiligte sich der Ocean Summit Kiel gemeinsam mit den beiden Kieler Grundschulklassen. Bei zwei coronakonformen Clean-Up-Aktionen sammelte das Ocean Summit Team nicht nur tatkräftig Müll mit den Nachwuchs-Umweltschützer*innen, sondern sprach mit den Kindern auch über die Zusammenhänge zwischen Müll und Meeresverschmutzung. Die Kinder wussten übrigens schon richtig gut Bescheid, aber lest selbst:

Erst die Theorie

Wie sagt man immer so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Genau nach diesem Motto ging es erst einmal mit einem theoretischen Teil in den Klassen los. Was ist eigentlich Müll? Wie kommt dieser ins Meer? Und was hat das für Folgen für die Tiere und uns Menschen? Dabei zeigten die Kinder beider Klassen bereits ihr umfangreiches Wissen über die Umweltproblematiken. Es wurde sich lebhaft über Plastikkonsum ausgetauscht und dessen Folgen diskutiert. Ganz gleich, welche Frage wir stellten, es rissen immer mindestens eine Handvoll Schüler*innen den Arm hoch und wollten diese beantworten oder hatten etwas dazu berichten. Dementsprechend war das Thema bei allen bereits stark verankert und wir vom Ocean Summit haben dabei nur einige weitere Eindrücke liefern können, welche die 4a und 4b wissbegierig aufsaugten.

Doch welche Gefahr stellen weggeworfene Zigarettenstummel für unsere Umwelt und das marine Ökosystem dar? Es fällt immer wieder die magische Zahl 40, wenn man über weggeworfene Zigaretten redet, denn pro Zigarette werden ganze 40-60 Liter Wasser verunreinigt. Ein erschreckender Wert, finden wir und die Kinder, und der Vergleich, dass zwei Zigaretten für eine ganze Badewannen reichen, macht es nicht besser. Doch wie viele Zigarettenstummel findet man eigentlich, wenn man eine Stunde lang mit 20 hochmotivierten Kindern sammeln geht? Was glaubt ihr? Bei den Grundschüler*innen lagen die Schätzungen zwischen 35 und 200 Zigarettenstummeln. Weit gefehlt, doch dazu später mehr!

Dann der Müll

Die Grundschüler*innen aus Holtenau erwarteten vor allem viel Plastik- und Verpackungsmüll zu sammeln. Als es endlich raus ging, waren die Kinder erstmal hellauf begeistert und legten sofort los. Da wurde nicht lang gefackelt, ausgerüstet mit Handschuhen und Mülltüten krochen die Mädchen und Jungen selbst in Knicks und Gebüsche, um Verpackungen, leere Dosen und Unmengen von Zigarettenstummeln einzusammeln. Innerhalb von nur wenigen Minuten waren die ersten Tüten bereits voll und mussten ausgeleert werden. Die Kinder waren selbst überrascht und entsetzt, wie viel Müll sie in so kurzer Zeit fanden: „Da muss doch jemand drüber berichten, meint ihr nicht, dass die Kieler Nachrichten das machen würde?“, fragten uns einige der enagierten Müllsammler*innen oder bemerkten empört „Die Bundesregierung muss darüber informiert werden, das geht echt gar nicht!“.

2000 eklige Zigarettenstummel – und zwei erstaunte Klassen

Viele der Kinder fanden Plastikmüll und Einwegmasken, die kurz davor waren, vom Tiessenkai aus ins Meer geweht zu werden. Besonders entsetzt waren die Grundschüler*innen aber über die Unmengen stinkender Zigarettenstummel, die sie überall auf den Wegen gefunden hatten. Es verging kein Meter ohne den Schrei „Zigarette!!!“. Dabei wurden die Erwartungen der Kinder leider bei weitem übertroffen: Jede der beiden Klassen hat über 1000 Zigarettenstummel gefunden. Nicht nur die Schüler*innen waren darüber entsetzt, auch vorbeigehende Passant*innen schüttelten nur die Köpfe, als die Kinder ihnen stolz und gleichzeitig verständnislos ihre Zigarettenfunde präsentierten.

Insgesamt fanden beide Klassen mehrere Kilo Masken, Papier, Flaschen, Dosen, Plastik- und Verpackungsmüll. Dazu bargen sie zusammen über 2000 Zigarettenstummel und retteten damit bis zu 120.000 Liter Wasser. Chapeau! Der Einsatz der Grundschüler*innen kann dabei jedem als gutes Beispiel und Motivation dienen, denn auch wenn das Problem auch politisch angegangen werden muss, kann und muss bis dahin jeder selbst mit anpacken. Denn nur gemeinsam können wir den Weg in eine müllfreiere Zukunft gehen!

Warum sind Müll und Zigarettenstummel ein Problem?

Ihr seid noch nicht so gut informiert wie unsere kleinen Profis? Kein Problem. Dann gibt es hier ein paar Fakten zum Nachlesen: Es ist kein Geheimnis, dass wir Menschen jährlich Millionen Tonnen an Müll produzieren und dieser zu großen Teilen in der Umwelt und so auch im Meer landet. Neben den riesigen Garbage Patches (Müllstrudel) in den Ozeanen, die Ausmaße von ganzen Ländern erreichen können, hat der Plastikmüll verheerende Folgen für die Meerestiere. Neben der Aufnahme von Mikroplastik, verwechseln Vögel den Plastikmüll beispielsweise mit ihrem Futter und fressen Plastik, wovon sie logischerweise nicht satt werden und in der Folge kläglich und mit „vollem“ Magen verhungern. Ebenso verfangen sich Fische, marine Säuger, diverse Meervogelarten und andere Meereslebewesen in umhertreibenden Fischernetzen. Diese sogenannten Geisternetze sind ein großes Problem, da sie frei im Meer treiben und damit die Unterwasserwelt stark gefährden. Fische und andere Lebewesen verheddern sich in den Netzen und verletzen sich und/oder verhungern. Manche Lebewesen, wie z.B. Delfine, ertrinken elendig in den Fängen der Geisternetze. Hier erfahrt ihr mehr über Geisternetze.

Noch vor einigen Jahrzehnten war Rauchen voll im Trend, heutzutage rauchen jedoch immer weniger Menschen (BZgA). Es werden dennoch rund 4,5 Billionen, also 4.500.000.000, Zigaretten weltweit unsachgemäß entsorgt. Dabei sind die Kosten für die eigene Gesundheit die eine Sache, der Schaden für die Umwelt aber eine ganz andere: Wenn alle Zigaretten im Meer landen würden, könnten diese bis zu 270 Billionen Liter Wasser, also 270.000.000.000 Liter, kontaminieren. In einer Zigarette befinden sich dazu knapp 4000 schädliche Stoffe, die besser nicht in die Umwelt eingetragen werden sollten.