Colage mit Pinguinen in einem Gespräch in einem Hörsaal

Wissenschaftskommunikation: Was ist das eigentlich?

Beim Ocean Summit dreht sich aktuell alles um den Themenschwerpunkt „Wissenschaftskommunikation in den Meeres- und Klimawissenschaften“. Wir vernetzen uns, planen Veranstaltungen und produzieren Inhalte rund um dieses Thema. Doch was ist Wissenschaftskommunikation eigentlich? Wer macht Wissenschaftskommunikation und an wen richtet sie sich? Und welche Formen und Formate gibt es überhaupt? Hier liefern wir euch Antworten.

Definition Wissenschaftskommunikation

Schaut man auf Diskussionen zum Begriff Wissenschaftskommunikation, ist manchmal nicht klar, was genau damit eigentlich gemeint ist. Um hier eine Abkürzung zu nehmen, beziehen wir uns auf eine gängige Definition von Schäfer et al. von 2015 (S. 13). Demnach umfasst der Begriff einen recht großen Bereich, nämlich jede Form von Kommunikation, die sich auf Wissenschaft fokussiert. Damit ist einerseits die interne Kommunikation zwischen Wissenschaftler*innen oder Instituten gemeint, wenn sich zum Beispiel auf Konferenzen ausgetauscht wird. Zur Wissenschaftskommunikation gehört andererseits aber auch die externe Wissenschaftskommunikation. Diese findet dann statt, wenn Wissenschaftler*innen oder wissenschaftliche Einrichtungen Kommunikation nach außen tragen, beispielsweise in die Öffentlichkeit gehen. Nach der gängigen Definition gehört auch der unabhängige Wissenschaftsjournalismus zum Bereich der Wissenschaftskommunikation, auch wenn dieser eine ganz andere Rolle einnimmt als beispielsweise die Pressestelle einer Universität. Und sogar Bücher und Filme, die Wissenschaft zum Thema haben, können als Wissenschaftskommunikation bezeichnet werden. Man merkt also schon, dass hier viele unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Rollen und Zielen zu finden sind.

Akteure und Zielgruppen

Zu den Akteuren, die aktiv Wissenschaftskommunikation betreiben, gehören Mitarbeiter*innen an Forschungseinrichtungen und Universitäten, Museen und Planetarien, Wissenschaftler*innen oder Journalist*innen. Und so vielfältig wie die Akteure sind auch die Ziele, die sie verfolgen und die Zielgruppen, die sie ansprechen wollen. Eine wichtige Zielgruppe von Forschungseinrichtungen und Wissenschaftler*innen können Politiker*innen sein. Wissenschaftliche Kommunikation mit politischen Entscheidungsträger*innen kann zum Beispiel verfolgt werden, um praxisnahe Handlungsempfehlungen für verschiedene Themenbereiche auszusprechen. Dabei findet der Austausch zwischen Expert*innen aus der Wissenschaft und Poliker*innen zum Beispiel bei parlamentarischen Frühstücken und Abenden, Einzelgesprächen oder durch die schriftliche Aufbereitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen statt. Ein Dialog zwischen den Gruppen scheint dabei sowohl für Wissenschaftler*innen als auch Politiker*innen sehr wichtig zu sein.

Zum strukturierten Dialog zwischen Wissenschaft und Politik kommt es auch mit der Einrichtung verschiedener beratender Gremien wie zum Beispiel wissenschaftlichen Beiräten von Ministerien oder der Bundesregierung. Dazu gehört auch der Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), der die Bundesregierung in Themen des globalen Wandels wie der nachhaltigen Entwicklung berät.

Eine weitere wichtige Zielgruppe stellt die Öffentlichkeit im Sinne von uns Bürger*innen dar. Dieser begegnet die Wissenschaft in anderen Formaten, jedoch wird auch hier Dialog immer größer geschrieben.

Formate der öffentlichen Wissenschaftskommunikation

Über die letzten Jahrzehnte hat sich gezeigt, dass vor Allem eine Kommunikation auf Augenhöhe mit der Öffentlichkeit vielversprechend für diejenigen sein kann, die wissenschaftliche Erkenntnisse kommunizieren wollen. Und so versuchen Wissenschaftler*innen und die zuständigen Abteilungen der Forschungsinstitute häufig, diesen Dialog zu ermöglichen. Beispiele hierfür sind, wenn eine Einrichtung zu einem Tag der offenen Tür einlädt und ein direkter Austausch stattfinden kann, ein Wissenschaftsfestival veranstaltet oder ein Citizen Science Projekt gestartet wird, bei dem Bürger*innen bei der Forschung mitwirken können.

Das Ziel ist häufig, den Wissenschaftsbetrieb der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, den Menschen zuzuhören und somit die Wissenschaft auch demokratischer zu gestalten. Daneben gibt es natürlich auch Formate, über die man mit Informationen versorgt wird und der Austausch eine geringere Rolle spielt. So veröffentlichen Forschungsinstitute regelmäßig Pressemitteilungen zu Studien und Forschungsergebnissen, produzieren Podcasts oder starten eigene YouTube-Kanäle. Außerdem sind auch einige Wissenschaftler*innen selbst aktiv und halten Vorträge, bloggen über ihre Themengebiete oder beteiligen sich an der Wikipedia.

In einem anderen Beitrag haben wir euch ein paar ziemlich coole Formate vorgestellt, die auch spannende und innovative Art und Weise Wissenschaftskommunikation betreiben und euch das Meer näher bringen.

Auch im Bereich der öffentlichen Wissenschaftskommunikation gibt es übergreifende Einrichtungen, die diesen Dialog unterstützen sollen. Einen großen Beitrag leistet zum Beispiel Wissenschaft im Dialog. Die Organisation entwickelt Konzepte und Projekte für Bürger*innen, Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen. Außerdem hat sie die Online-Plattform Wissenschaftskommunikation mit initiiert, durch die sich verschiedene Akteur*innen informieren können, die aber auch zur Diskussion einlädt.

Ein anderer Weg, auf dem wir an Informationen aus der Wissenschaft gelangen ist der Journalismus. Denn Wissenschaftsjournalisten arbeiten die wichtigsten Informationen heraus, ordnen Erkenntnisse ein und bereiten diese dann in Form von Nachrichten, längeren Zeitungsbeiträgen oder Fernsehdokumentationen auf. Außerdem übernehmen sie eine wichtige Rolle, indem sie den Wissenschaftsbetrieb kontrollieren und Verfehlungen aufdecken.

Wissenschaftsthemen werden einerseits durch Wissenschaftsressorts in Zeitungen, im Radio oder Fernsehen aufbereitet. Daneben gibt es aber auch Print- und digitale Formate oder Fernsehsendungen, deren reiner Fokus die Wissenschaft ist. Beispiel hierfür sind  Spektrum und ZEIT Wissen im Print- und Online-Bereich, oder die TV-Formate Planet Wissen oder 42 – Die Antwort auf fast alles von Arte.

Warum Wissenschaftskommunikation?

Es zeigt sich also, dass Wissenschaftskommunikation sehr vielfältig ist und Wissenschaft auf ganz unterschiedliche Weise zu uns gelangen kann. Doch warum wird Wissenschaftskommunikation überhaupt ein so großer Stellenwert zugeschrieben und beschäftigt diese Vielzahl von Akteuren?

Das hängt vor Allem damit zusammen, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt und wie sehr die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung in fast allen Bereichen unseres Lebens zugenommen hat. Der Klimawandel oder die Covid-19-Pandemie sind zwei sehr aktuelle Beispiele, denn um gegen beides anzugehen, sind vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse und daraus folgende Handlungsempfehlungen entscheidend. Das kann nicht nur für die gesamtgesellschaftliche Perspektive gelten, sondern auch für die alltäglichen Entscheidungen von einzelnen Menschen. Um Entscheidungen an Beweisen festmachen zu können und nachvollziehbar zu machen, aber auch Entscheidungen selbst treffen zu lassen und Menschen an der Diskussion zu beteiligen, ist deshalb Wissenschaftskommunikation nötig.

Zur Wissenschaftskommunikation gehört dabei nicht nur, ein Thema anschaulich zu erklären, sondern auch, deutlich zu machen, wie das Wissen entstanden ist und wo Unsicherheiten bestehen. Denn auch wenn wissenschaftliche Forschung als die potentiell beste Quelle für Evidenz bezeichnet werden kann, kann sie nicht Antworten auf alle Fragen liefern und ist immer in Bewegung. Dies deutlich zu machen, kann der schon angesprochen Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ermöglichen.

Wissenschaftskommunikation und die Meere

Auch beim Thema Meer und Meeresschutz spielt Wissenschaftskommunikation eine große Rolle. So berät die Wissenschaft Politiker*innen bei der Festsetzung von Fangquoten in der Fischerei, indem sie zum Beispiel Erkenntnisse zu Populationsentwicklungen kommuniziert. Inwiefern die Politik diese Erkenntnisse berücksichtigt, könnt ihr auch im Ocean Five Podcast der Ocean Family hören.

Die wissenschaftliche Arbeit im Bereich Meer wird auf unterschiedlichen Wegen auch in die Öffentlichkeit getragen. So sind wichtige Meeresthemen wie die Plastikverschmutzung und der Meeresspiegelanstieg durch den Klimawandel in den Medien immer präsenter. Dies ist auch auf die Arbeit einzelner Akteure wie den Klimaforscher Mojib Latif zurückzuführen. Als einer der ersten, versucht er seit 30 Jahren durch Bücher, Vorträge sowie Zeitungs- und Fernsehinterviews die wissenschaftliche Perspektive auf die Folgen des Klimawandels deutlich zu machen und Handlungsmöglichkeiten zu kommunizieren. Auf diese Weise, scheint auch das Wissen um die Bedeutung der Meere in der Öffentlichkeit zuzunehmen.

Ein Text von Elias Tetzlaff. Im Rahmen seines Studiums in Multimedia Production an der FH Kiel schrieb er seine Bachelorarbeit zum Thema „Die interaktive Infografik als Darstellungsform im digitalen Wissenschaftsjounalismus“.